Diss. Freiburg i. Br. - "Die Lebensvoraussetzungen einer Verfassung werden in Zeiten der Normalität durch ihre strikte Beachtung und entschlossenes Entgegentreten gegenüber jeder Mißachtung erhalten, in Zeiten ihrer ernsthaften Bedrohung durch eine kluge, machtbewußte Anpassung ihrer Auslegung an die veränderten Umstände ohne Aufgabe ihrer grundlegenden Wertentscheidung, und in Zeiten ihres Verfalls müssen sie durch die Bereitschaft zum Kampf wiedergewonnen werden." (521) So das Fazit, welches der Verfasser aus seiner Diskussion des Notverordnungsregimes am Ende der Weimarer Republik zieht. Er entwickelt diese Position aus der Idee eines überpositiven Notstandsrechts heraus, das als einheitlicher rechtstheoretischer Maßstab an Theorie, Lehre und Praxis der Notverordnungen angelegt wird. Inhaltsübersicht: I. Notstandspraxis und Verfassungsnotstand im Spiegel der Weimarer Staatsrechtslehre: A. Grundlagenstreit in der Weimarer Staatsrechtslehre; B. Die konstitutionelle Notstandspraxis und ihre Beurteilung durch die Staatsrechtslehre; C. Der Verfassungsnotstand 1932 und seine Diskussion in der Staatsrechtslehre. II. Funktion und Reichweite des konstitutionellen und des überpositiven Notstandsrechts im gewaltenteilenden Rechtsstaat; III. Das Verhältnis von Macht und Recht in den Jahren 1930 bis 1933: A. Die Bedeutung der dualistischen Verfassungskonstruktion und des Art. 48 II WRV für den Übergang zum Notverordnungsregiment unter Brüning; B. Kritik der Staatsrechtslehre im Verfassungsnotstand; C. Kritik der Brüningschen Notstandsregierung.