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Masha Gessen

Der Mann ohne Gesicht. Wladimir Putin. Eine Enthüllung. Aus dem Englischen von Henning Dedekind und Norbert Juraschitz

München/Zürich: Piper 2012; 383 S.; geb., 22,99 €; ISBN 978-3-492-05529-1
Als der russische Präsident Boris Jelzin Wladimir Putin zu seinem Nachfolger ernannte, war dieser im Westen einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Putin gelang es, in den Folgejahren eine starke, autoritäre Machtposition auszubauen und zu festigen. Im März 2012 Jahr trat er, nach einer zwischenzeitlichen Unterbrechung in der Funktion des Premierministers, seine dritte Amtszeit als Präsident an. Wie konnte Putin seine Macht festigen? Könnte ihn eine zunehmende Opposition gefährden? Diesen Fragen geht die Publizistin Masha Gessen nach. Zu den Grundlagen seines politischen Erfolgs zählt sie unter anderem die im Buchtitel genannte Beschreibung: „Der Mann ohne Gesicht“. Da Putin vergleichsweise farblos und ohne besondere Eigenschaften erscheine, sei es für viele Russen leicht, ihre eigenen Wunschvorstellungen von einem Präsidenten auf ihn zu projizieren. Somit könne er viele Erwartungen, die in der öffentlichen Wahrnehmung an ihn gestellt werden, erfolgreich bedienen. Geholfen haben ihm außerdem seine guten Kontakte, die er während des Kalten Krieges im sowjetischen Geheimdienst (KGB) aufbaute. Über diese sei er in das Umfeld Jelzins eingeführt worden und habe anschließend seine Position im Kreml stärken können. Gessens Analyse macht deutlich, dass nun allzu optimistische Hoffnungen auf eine demokratische Erneuerung Russlands illusorisch erscheinen. Aus dem Druck der Straße lasse sich kein Automatismus ableiten, der Putin zu einem Rückzug zwingen könnte. Ausschlaggebend sei vielmehr, dass die politischen Institutionen keinerlei Unabhängigkeit für sich reklamieren können und somit als Vermittler zwischen dem Putin-Regime und der Opposition nicht in Frage kommen. In ihrem Epilog zeigt sich die Autorin aber dann doch optimistischer. Die aufkommenden Proteste im Dezember 2011 lassen sie hoffen, dass sich das System Putin zumindest mittel- bis langfristig überwinden lässt. „Es kann Monate oder Jahre dauern, aber die Putin-Blase wird platzen.“ (351)
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.62 | 2.1 | 2.25 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Masha Gessen: Der Mann ohne Gesicht. München/Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35040-der-mann-ohne-gesicht_42169, veröffentlicht am 14.06.2012. Buch-Nr.: 42169 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken