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Jan-Andres Schulze

Der Irak-Krieg 2003 im Lichte der Wiederkehr des gerechten Krieges

Berlin: Duncker & Humblot 2005 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 140); 210 S.; 72,- €; ISBN 3-428-11896-0
Philosoph. Diss. München; Gutachter: P. Mayer-Tasch. – Spätestens seit den 90er-Jahren ist der Streit um die Legalität und Legitimität von „humanitären Interventionen“, Verteidigungs- und Angriffskriegen angesichts der Erosion der tradierten völkerrechtlichen Begriffe von Krieg und Frieden neuerlich entbrannt. Vor dem Hintergrund des etwa von Martin van Creveld beschriebenen „Paradigmenwechsels“ von „Krieg“ und „Staatlichkeit“ analysiert Schulze die Wiederkehr der Lehre vom „bellum iustum“ unter politisch-theoretischen und ideengeschichtlichen Aspekten. Nach der klassischen Lesart mussten drei Kriterien erfüllt sein: „legitime Autorität, gerechter Kriegsgrund und rechte Absicht“ (23). Neben Cicero, Augustinus und Thomas von Aquin wird insbesondere die Lehre von Francisco de Vitoria diskutiert, denn dessen vor Hugo Grotius liegende prämoderne „Völkerrechtswissenschaft“ aus der noch „vorstaatlichen“ Zeit der spanischen Conquista weise deutliche Parallelen auf zur heutigen postmodernen, „nachstaatlichen“ Völkerrechtsepoche seit der durch Kriegsächtung gekennzeichneten Ära von Völkerbund und UN. Dabei wird Carl Schmitt als Kritiker des „gerechten Krieges“ ebenso einbezogen wie der aktuelle Versuch einer Reformulierung dieser Lehre durch Michael Walzer. Die Arbeit schließt eine Lücke und erschöpft sich in ihrer Relevanz gerade nicht in dem ausgewählten Exempel des „Irak-Kriegs“: „Chancengleichheit ist kein Kriterium der klassischen Lehren des gerechten Krieges, gerade deswegen lässt sich die Lehre hervorragend auf die asymmetrischen Interventionen und Kriege der Gegenwart anwenden“ (179). Was die „Operation Iraqi Freedom“ anlangt, kommt Schulze zu dem Ergebnis, dass die genannten Kriterien eines „gerechten Krieges“ kaum als erfüllt gelten können.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 4.1 | 5.32 | 2.64 | 4.41 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Jan-Andres Schulze: Der Irak-Krieg 2003 im Lichte der Wiederkehr des gerechten Krieges Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25147-der-irak-krieg-2003-im-lichte-der-wiederkehr-des-gerechten-krieges_29108, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29108 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken