Skip to main content
Georg Kreis (Hrsg.)

Der "gerechte Krieg" Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur

Basel: Schwabe Verlag 2006; 175 S.; ISBN 978-3-7965-2239-0
Von Friedrich II. von Preußen sei überliefert, schreibt der Historiker Kreis, dass er 1757 zu Beginn des Siebenjährigen Krieges seinen Staatskanzler mit der Abfassung einer Rechtfertigungsschrift beauftragte und hinzufügte: „Aber beeile Er sich; denn die Ordres an die Armee sind schon heraus.“ (14) Sind die Abläufe heute andere? Kann ein Krieg gerechtfertigt oder sogar gerecht sein? Kreis erschließt das Thema aus historischer Perspektive und schnell wird deutlich, wie sehr die Definition eines gerechten Krieges von den Wechselfällen der Geschichte abhängt. Und selbst hinter der „humanitären Intervention“ – einem Terminus, mit dem sich 1992 ein neues Verständnis durchgesetzt habe – versteckten sich immer auch andere Motive, schreibt Kreis unter Verweis auf die Analysen von Martin Walzer. Im Anschluss analysiert Herfried Münkler den Gegensatz, den Gerechtigkeit und Krieg darstellen und die Konsequenzen, die sich daraus für die Definition eines gerechten Kriegs ergeben. Eine erste Vorstellung, worum es sich handeln könnte, findet Münkler bei Cicero, der nach einem gerechten Grund fragte und damit den Krieg der Willkür seiner Entscheidungsträger entzog. Später definierten die spanischen Neuscholastiker einen Krieg als gerecht, wenn damit in den Kolonien das Missionsrecht durchgesetzt werden sollte. So sei aus einer Theorie der Kriegsbegrenzung eine der Kriegslegitimation geworden, schreibt Münkler. Angesichts neuer Kriege, zu deren zentralen Elementen ihre Entstaatlichung gehöre, erhalte nun die alte Idee vom „gerechten Krieg“ als Legitimation militärischer Intervention neue Relevanz. Auch in den weiteren Beiträgen aus rechtlicher, theologischer, islamwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive wird deutlich, dass mit dem Völkerrecht allein wenig erklärt werden kann. Budelacci sieht in dieser Formel vom „gerechten Krieg“ vor allem eine Rechtfertigung dafür, gewisse Kriege überhaupt führen zu können. Den USA attestiert er neben der rhetorischen Verschleierung der imperialen und geostrategischen Machtpolitik aber dennoch „einen Kernbestand an humanitären Idealen und Taten“ (162).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Georg Kreis (Hrsg.): Der "gerechte Krieg" Basel: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27116-der-gerechte-krieg_31663, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31663 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken