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Willy Huhn

Der Etatismus der Sozialdemokratie. Zur Vorgeschichte des Nazifaschismus. Mit einem Vorwort von Clemens Nachtmann, einer biographischen Notiz von Christian Riechers, einer bibliographischen Information von Ralf Walter sowie einer Nachbemerkung von Joachim Bruhn

Freiburg i. Br.: Ça ira 2003; 222 S.; 18,- €; ISBN 3-924627-05-3
Der Band versammelt drei Texte des heute nahezu vergessenen Huhn (1909-1970), der Ende der Weimarer Republik zur linken Sozialdemokratie gehörend in die Splitterpartei SAPD übertrat, nach 1933 in Deutschland blieb, zunächst in der sowjetisch besetzten Zone lehrte, später nach Westberlin ging und erneut in die SPD eintrat, aus der er aufgrund seiner häretischen Ansichten 1954 ausgeschlossen wurde. Im Zentrum seiner Arbeiten steht die vernichtende Kritik an der staatsbejahenden sozialdemokratischen Tradition, die als Erbe Lassalles ausgemacht und als Ursache, aber vor allem als Vorlage des Nationalsozialismus denunziert wird. Diese Bewertung ist unverhältnismäßig, da sie das von der Sozialdemokratie zweifellos selbst geschaffene Dilemma, eine demokratische Republik geschaffen und wesentliche politische Bereiche in ihrer vordemokratischen Gestalt gelassen zu haben, allzu einseitig auflöst. Bei aller Kritik an Huhns Urteil bleiben die hier präsentierten Arbeiten jedoch instruktiv. Sie dokumentieren die Marginalisierung der rätekommunistisch beeinflussten Richtung innerhalb der Sozialdemokratie und zeigen, wie aus einer Oppositionspartei des 19. Jahrhunderts eine Volkspartei mit staatlicher Zuwendung geworden ist.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.331 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Willy Huhn: Der Etatismus der Sozialdemokratie. Freiburg i. Br.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20002-der-etatismus-der-sozialdemokratie_23292, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23292 Rezension drucken