Der Diskurs der EU-Institutionen über die Kategorien "Zigeuner" und "Roma" Die Erschließung eines politischen Raumes über die Konzepte von "Antidiskriminierung" und "sozialem Einschluss"
Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: M. Brzoska, H.-J. Gießmann. – Politik vollzieht sich in hohem Maße in und durch Sprache. Deutungshoheiten über Begriffe bilden somit ein machtvolles Element des Politischen. Welche unterschiedlichen Deutungen die politischen Kategorien „Zigeuner“ und „Roma“ durch die EU-Institutionen seit den 70er-Jahren erfahren haben, untersucht Simhandl. Das Werk besticht durch eine umfassende Herausarbeitung unterschiedlicher Diskursstränge. Die Autorin zeigt auf, wie zunächst die Deutung von „Zigeunern“ als „Nomaden“ dazu führte, dass diese Gruppe zusammen mit „anderen Fahrenden“, etwa Schaustellern, Zirkusleuten und Binnenschiffern, verhandelt wurde. Sie weist nach, wie sich diese Deutung im Zuge der EU-Osterweiterung grundlegend wandelte, indem „Roma“ nun als „ethnische Minderheit“ konstruiert wurden. Diese Verschiebung festigte die Vorstellung von Osteuropa als Region, in der ein „ethnisches Prinzip“ vorzuherrschen scheint. Die Autorin zeigt somit eine grundlegende Diskontinuität im Diskurs der EU-Institutionen auf, ohne Kontinuitäten zu vernachlässigen. Simhandl widmet sich in ihrer detailreichen Studie einer aktuellen und bislang kaum wahrgenommenen Fragestellung im Zusammenhang mit dem Umgang mit sprachlichen Kategorien im politischen Raum.