Folgt man der Vielzahl sozialwissenschaftlicher Publikationen über Formen und Folgen von Globalisierung, dann scheint es eine ausgemachte Sache zu sein, dass das klassische Modell des souveränen Nationalstaates obsolet geworden ist. Wer diese Diagnose akzeptiert, müsste – so fordert Voigt – die Frage beantworten, ob ein Staatswesen denkbar sei, das ohne Souveränität nach außen und ohne Gewaltmonopol nach innen weiter als Staat existieren könne. Der Autor möchte mit seiner breit angelegten ideengeschichtlichen Studie dagegen einen Vorschlag entwickeln, den Staatsbegriff neu zu fassen ohne dabei einen Mode gewordenen Staatsskeptizismus zu reproduzieren. Für diese Zwecke entwirft Voigt – gezielt provokativ – eine Genealogie staatstheoretischer Ideen, die auf der einen Seite die Traditionslinie Machiavelli, Hobbes, Bodin und Rousseau, Kant, Hegel verfolgt, auf der anderen, zeitgenössischen Seite Habermas, Derrida und Agamben diskutiert. Ins Zentrum dieser Verbindungslinien rückt der Autor Carl Schmitt, der sich selbst als Reinkarnation von Hobbes sah und für die moderne politische Theorie den negativen Bezugspunkt staatlichen Dezisionismus bildet. Bei allen Metamorphosen des okzidentalen Staates in den letzten 500 Jahren – so Voigts Resümee – haben sich einige klassische Merkmale von Staatlichkeit als unverzichtbar erwiesen. Zu diesen gehören namentlich jene Merkmale, die – wie Souveränität, Territorialität, Nation, Rechte und Soziales – die Voraussetzung einer demokratisch herzustellenden Einheit von Staat und Volk darstellen.