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Regina Kreide / Claudia Landwehr / Katrin Toens (Hrsg.)

Demokratie und Gerechtigkeit in Verteilungskonflikten

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft 21); 339 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-5792-6
Nicht erst seit Colin Crouchs Überlegungen zur Postdemokratie gibt es die Kritik, dass moderne Demokratien mit ihren verteilungspolitischen Praktiken eklatant Standards der Gerechtigkeit verletzen. Gleichwohl ist die Relation von Demokratie und Gerechtigkeit umstritten – politisch ebenso wie im akademischen Raum zwischen den und innerhalb der Disziplinen. In politischer Hinsicht wäre es die Frage, ob es jenseits demokratischer Verfahren ein Reflexionsmedium gibt, das mit guten Gründen normative Vorgaben für den politischen Prozess aufstellen dürfte, die nicht von den stets kompromisshaften, weil auf dem Mehrheitsprinzip beruhenden Entscheidungen gedeckt wären. Eine derartige Position hätte womöglich zur Konsequenz, demokratische Praxis in ein lediglich instrumentelles Verhältnis zu Gerechtigkeitsprinzipien zu rücken. Aber auch in konzeptioneller Hinsicht können sich gerechtigkeitstheoretische Reflexionen nicht auf eine eindeutige Geltung berufen. Dies liegt nicht nur an den unterschiedlichen Perspektiven von politischer Philosophie einerseits und empirisch orientierter Politikwissenschaft andererseits, sondern auch daran, dass es – wie die Kontroverse zwischen Egalitaristen und Non‑Egalitarisen deutlich zeigt – innerhalb der politischen Philosophie konkurrierende Positionen gibt. Vor diesem Hintergrund verfolgen die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes das Ziel, „das Spannungsverhältnis von Gerechtigkeit und Demokratie in Verteilungskonflikten interdisziplinär, international und intergenerationell auszuloten“ (8). Sie setzen sich zunächst auf der begrifflichen Ebene mit unterschiedlichen Gerechtigkeitsmodellen auseinander, die nicht mehr an einen (national‑)staatlichen Kontext gebunden sind. Fragen nach den impliziten Gerechtigkeitseffekten demokratischer Verfahren stehen im Zentrum des zweiten Teils und welche Anforderungen an die Verteilung spezifischer kollektiver Güter wie Gesundheit zu stellen wären, werden im dritten Teil diskutiert. Der Band ist aus der gleichnamigen, 2010 an der Goethe‑Universität Frankfurt durchgeführten Tagung der Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft hervorgegangen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 5.42 | 4.1 | 4.42 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Regina Kreide / Claudia Landwehr / Katrin Toens (Hrsg.): Demokratie und Gerechtigkeit in Verteilungskonflikten Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35426-demokratie-und-gerechtigkeit-in-verteilungskonflikten_42703, veröffentlicht am 16.05.2013. Buch-Nr.: 42703 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken