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Gernot Erler

Das Versagen nach 9/11. Mit besseren Strategien gegen den Terror

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2011; 107 S.; 10,- €; ISBN 978-3-89684-143-8
Zehn Jahre nach den Anschlägen am 11. September 2001 zieht Erler eine überwiegend negative Zwischenbilanz des Kampfes gegen den Terrorismus. Obwohl die getroffenen innenpolitischen repressiven Maßnahmen zur Abwehr terroristischer Anschläge weitestgehend notwendig und erfolgreich gewesen seien, sei es den Staaten des nordatlantischen Raumes bisher nicht gelungen, nachhaltige Strategien zur Eindämmung der strukturellen Ursachen des Terrorismus zu entwickeln und umzusetzen, so der Standpunkt des SPD-Bundestagsabgeordneten. Den politischen Lösungsansätzen, die vorsahen, globale Ungerechtigkeit, Armut und failing states als die Fundamente des islamistischen Terrorismus zu begreifen und zu bekämpfen, schnürte das militärisch-gewaltsame Vorgehen des Westens die Luft ab. Dabei folgte nicht nur der Irakkrieg, sondern auch „das reale Vorgehen in Afghanistan“ entgegen des einschlägigen Bundestagsbeschlusses „jahrelang weder dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit bei der Anwendung militärischer Mittel noch dem Vorsatz größtmöglicher Vermeidung ziviler Opfer“ (25). Begleitet von den Zwischenfällen in Abu Ghraib, dem rechtswidrigen Gefangenenlager in Guantanamo Bay und der fragwürdigen Doktrin der Präemption habe diese Art der Terrorismusbekämpfung in der islamischen Welt zu einem Glaubwürdigkeitsverlust des Westens geführt und zu einer ansteigendem Unterstützung von Al Kaida beigetragen. Ein potenzielles Alternativmodell erkennt Erler in der Außenpolitik der Europäischen Union. Im Unterschied zu den USA, die vor allem auf eine gewaltsame Bekämpfung unmittelbarer Terrorgefahren setzen, verfolgt die EU einen umfassenderen Ansatz, der Sicherheit an Gerechtigkeit, Stabilität, Armutsbekämpfung und eine faire Weltordnung koppelt und aus Erlers Sicht nachhaltig und präventiv gegen die Bedrohung durch den Terrorismus wirkt. Dieses umfassende Sicherheitskonzept müsse sich die jüngsten demokratischen Erhebungen in vielen arabischen Ländern zunutze machen. Denn nur wenn es gelinge, in arabischen Ländern stabile, demokratische politische Systeme zu errichten, könne dem Terrorismus mittel- bis langfristig der Nährboden entzogen werden.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.67 | 3.6 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Gernot Erler: Das Versagen nach 9/11. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34218-das-versagen-nach-911_41059, veröffentlicht am 15.09.2011. Buch-Nr.: 41059 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken