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Oren Osterer

Das Israelbild in Tageszeitungen der DDR

Online-Publikation 2014 (http://edoc.ub.uni-muenchen.de/16472/1/Osterer_Oren.pdf); 210 S.
Diss. München; Begutachtung: M. Brenner, H. G. Hockerts. – Wenngleich die DDR ihre Identität in starker Abgrenzung zum Faschismus/Nationalsozialismus entwickelte, wurden die jüdischen Opfer der NS‑Zeit sowie der 1948 gegründete jüdische Staat Israel nicht zwangsläufig als „Verbündete“ oder „Freunde“ betrachtet. Ganz im Gegenteil wurde Israel als US‑nah gesehen und galt der DDR lange Zeit als Bollwerk des Imperialismus im Nahen Osten. Es ist offensichtlich, dass die DDR durch das klare Zwei‑Lager‑Denken ein undifferenziertes und dadurch verzerrtes Bild von Israel vertrat. Überraschenderweise ist das Israelbild in der DDR aber bisher nur marginal erforscht. Oren Osterer will diese Forschungslücke schließen helfen, „einen Beitrag zur Erkenntnis über die Wahrnehmung Israels in einem spezifischen, durch die SED kontrollierten Gesellschaftsbereich der DDR“ (12) leisten und dabei auch Aufschluss über die (außen‑)politische Interessenlage der DDR geben sowie den offiziellen Antizionismus der DDR nach antisemitischen Motiven befragen. Osterer macht in seinem der eigentlichen Analyse vorgeschalteten Teil II die nie zustande gekommenen diplomatischen Beziehungen (unter anderem aufgrund der Annäherung der DDR an die arabischen Staaten sowie der nicht vorhandenen Bereitschaft, Wiedergutmachungszahlungen zu leisten) als wesentlich für die „feindliche Haltung der beiden Staaten zueinander“ (50) aus. Diese bestimmte dann auch das gesamte Israelbild, das Osterer in Teil III analysiert. Hierfür arbeitet er den „vorherrschende[n] Tenor“ (13) aus vier der wichtigsten Tageszeitungen (Neues Deutschland, Junge Welt, Neue Zeit und Der Morgen) zu sechs für Israel wichtigen Ereignissen (Staatsgründung, Eichmann‑Prozess, Sechstagekrieg, Olympia‑Attentat, Frieden mit Ägypten, erste Intifada) heraus. Der Tenor bei der Darstellung der Gründung Israels sei interessanterweise durchaus unterschiedlich gewesen, beispielsweise in der Wahrnehmung des Teilungsplans und der Beschreibung der Zukunftsperspektiven. Außerdem seien keine antisemitischen Haltungen festzustellen. Ganz anders sei dies für die Berichterstattung über den Sechstagekrieg. Hier erkennt Osterer „deutliche antisemitische Argumentationen“ (112), die mit der in allen Zeitungen gefundenen Darstellung eines auf Gewalt und Raub gegründeten Staates einhergegangen seien und Israel damit die rechtmäßige Existenz abgesprochen hätten. Mit der Berichterstattung über die Intifada sei die israelische Gesellschaft zunehmend heterogen, allerdings nur im konkreten Kontext des Nahostkonflikts, dargestellt worden.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3142.314 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Oren Osterer: Das Israelbild in Tageszeitungen der DDR 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37425-das-israelbild-in-tageszeitungen-der-ddr_45351, veröffentlicht am 21.08.2014. Buch-Nr.: 45351 Rezension drucken