Rechtswiss. Diss. Jena; Begutachtung: M. Ruffert, H. Haedrich. – Ende der 1970er-Jahre rückte die Umwelt- und Klimaproblematik auf die internationale Agenda. Wissenschaftliche Unsicherheiten sowie widerstreitende Meinungen und Interessen prägten die Debatten. Vor diesem Hintergrund betrachtet die Autorin die Gründung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im Jahre 1988 „als logische Folge“ (32) der wachsenden politischen Bedeutung des Klimawandels. Aufgabe des IPCC ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Ursachen, Auswirkungen und Möglichkeiten zur Abschwächung des Klimawandels zu bündeln und der Politik als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Bolle unternimmt eine umfassende völkerrechtliche Einordnung des IPCC im Kontext der Entwicklung des Klimaregimes. Im Mittelpunkt steht die Klärung der Kompetenzen des Panels und damit die Frage, ob dessen Tätigkeit die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit von Staaten ungerechtfertigt beeinträchtigt. Die Autorin arbeitet heraus, dass das IPCC im weitesten Sinne den Vereinten Nationen zuzuordnen ist, es jedoch keine Internationale Organisation darstellt und nicht über eine eigene Rechtspersönlichkeit verfügt. Auch ist der Analyse zufolge das IPCC, das sich im Laufe seines Bestehens „zu einer Institution eigener Art“ entwickelt hat, „nicht Bestandteil des Klimaschutzregimes“ (144), sondern steht unabhängig daneben. Es entfalte keine nennenswerte Steuerungswirkung, seine Tätigkeit könne „als Governance durch Information“ bezeichnet werden. Insgesamt sei das Modell IPCC ein „funktionierender Mechanismus“, um Informationen bereitzustellen, ohne „die Entscheidungsfreiheit der Staaten zu beschneiden oder ihnen die politische Verantwortung für einschneidende, unangenehme Entscheidungen abzunehmen“ (149 f.).