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Emefiena Ezeani

Cooperative Collegial Democracy for Africa and Multi-ethnic Societies. Democracy without Tears

Oxford u. a.: Peter Lang 2013 (Africa in Development 13); XII, 203 S.; pb., 54,80 €; ISBN 978-3-0343-0827-4
Warum scheint es in den multiethnischen Gesellschaften Afrikas häufig so schwierig zu sein, Demokratie „ohne Tränen“ zu etablieren? Der Pädagoge und Politikwissenschaftler Emefiena Ezeani präsentiert dazu gleich zu Beginn eine für seine weitere Untersuchung entscheidende Hypothese. Demnach sind es vor allem Parteiendemokratien, Ezeani spricht vom „liberal party model of democracy“ (2), in denen sich infolge des Parteienwettbewerbs zentripetale Kräfte entwickeln, die ihren Ausdruck in Korruption, politisch motivierter Gewalt und anderen Dysfunktionen finden und zusammengenommen zu einem Scheitern des demokratischen Systems führen können. Ezeani entwickelt demgegenüber ein kollaboratives Modell von Demokratie – er nennt es „Cooperative Collegial Democracy (CCD)“ (133) –, das als „kontextrelevantes demokratisches Modell“ (134) vor allem als Ablehnung der in Afrika häufig vorkommenden politischen Systeme, die von einer Partei dominiert werden, zu verstehen ist. Nach einer ausführlichen Kritik konkurrenzdemokratischer Systeme und von Power‑Sharing‑Modellen wie dem Consociationalism nach Arend Lijphart – das für Ezeani lediglich ein „quasi‑kooperatives Modell der Demokratie“ (25) darstellt – präsentiert der Autor sein Modell der CCD, das auch durch experimentelle Erfahrungen in nigerianischen Dorfgemeinschaften entstanden ist. Ezeani ist überzeugt, dass sein Modell auch auf nationaler Ebene und in komplexen, fragmentierten Gesellschaften funktionieren kann. Wenn das Modell an dieser Stelle auch nicht in Gänze erläutert werden kann, handelt es sich bei CCD nach Ezeani im Kern um ein „parteiloses und kooperatives demokratisches politisches Modell“, das Kooperation „als strukturellen Imperativ für die Entwicklung und den Fortschritt einer afrikanischen Gesellschaft“ (143) versteht. Bürgerinnen und Bürger wählen darin in der kleinsten Verwaltungsebene – der Dorfgemeinschaft – in einem ethnische Gruppengrenzen überschreitenden Prozess ein Kolleg von Wahlmännern und ‑frauen, die dann die hierarchisch höher geordneten politischen Vertreter_innen bis hin zur nationalen Ebene bestimmen sollen. Zusammengefasst greift Ezeanis Modell Ideen anderer Theoretiker demokratischer Systeme auf und entwickelt sie auf eine Art weiter, die den Besonderheiten afrikanischer Gesellschaften Rechnung trägt. Als Modellfall hierfür muss wohl Nigeria verstanden werden – der Autor unterfüttert seine Argumente und Annahmen immer wieder durch Ausflüge in den politischen Alltag seines Heimatlandes. Nigeria und andere Staaten Afrikas könnten sich seiner Ansicht nach durch CCD in Verbindung mit effektiver Korruptionsbekämpfung „wahrscheinlich zu lebensfähigen und progressiven Staaten wandeln“ (184).
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Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Emefiena Ezeani: Cooperative Collegial Democracy for Africa and Multi-ethnic Societies. Oxford u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38289-cooperative-collegial-democracy-for-africa-and-multi-ethnic-societies_44214, veröffentlicht am 16.04.2015. Buch-Nr.: 44214 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken