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Marius R. Busemeyer

Bildungspolitik im internationalen Vergleich

Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft mbH mit UVK/Lucius 2015 (UTB 4409); 176 S.; 17,99 €; ISBN 978-3-8252-4409-5
Wie lässt sich erklären, warum beispielsweise in Japan relativ gute Bildungsleistungen erzielt werden, die öffentliche Unterstützung für eine Steigerung von Bildungsausgaben aber sehr gering ausfällt? Warum verbleiben hingegen in Deutschland die Bildungsausgaben auf einem geringen Niveau, obwohl höhere Ausgaben von der Bevölkerung mehrheitlich befürwortet werden? Marius R. Busemeyer macht in seiner vergleichenden Analyse von Bildungssystemen in westlichen Demokratien eine große Varianz hinsichtlich der Höhe und Verteilung von Bildungsausgaben, bei der Bildungsbeteiligung und bei den Bildungsleistungen aus. Dabei zeigt sich, „dass es ganz wesentlich auf die institutionelle Ausgestaltung von Bildungssystemen sowie andere Rahmenbedingungen kultureller oder gesellschaftlicher Art ankommt“ (38). Um die dargelegten Unterschiede erklären zu können, greift Busemeyer auf eine breite Palette an Theorien und Ansätzen der Bildungs‑ und vergleichenden Staatstätigkeitsforschung zurück und untersucht, wie sich institutionelle, ökonomische, demografische und kulturelle Faktoren auf die Performance von Bildungssystemen auswirken. Am Beispiel der Länder Deutschland, Großbritannien und Schweden, die „die Vielfalt der existierenden Bildungswelten repräsentieren“ (56), befasst er sich mit konkreten Mechanismen und legt dar, wie etwa der wirtschaftliche Wohlstand, die demografische Entwicklung, das institutionelle Erbe, die Parteipolitik und organisierte Interessen ineinandergreifen und das Bildungssystem prägen. In den weiteren Kapiteln widmet sich der Autor dann wieder allen Staaten der OECD‑Welt und erläutert unter anderem Wechselwirkungen zwischen Bildungspolitik und anderen Teilbereichen wohlfahrtsstaatlicher Politik oder fragt nach der Erklärungskraft des Paradigmas der „Varieties of Capitalism“ (109). Insgesamt führt Busemeyer eine Reihe interessanter Befunde an, wie etwa einen geringen Zusammenhang von Bildungsungleichheit und sozioökonomischer Ungleichheit. Abschließend fragt er nach den Wirkungen der Europäisierung und Internationalisierung, skizziert praktizierte Steuerungsformen in der Bildungspolitik und geht auf das neuere Modell des Sozialinvestitionsstaates ein. Mit seinen Ausführungen führt Busemeyer die Leser_innen systematisch an die Problematik der Auswahl von Variablen und möglichen Erklärungsansätzen sowie die Schwierigkeit der Interpretation der Ergebnisse heran. Damit bietet er nicht nur eine gelungene Einführung in die Bildungspolitik, sondern gleichermaßen in die Grundlagen der vergleichenden Policy‑Forschung.
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Rubrizierung: 2.2632.2622.3432.3422.612.1 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Marius R. Busemeyer: Bildungspolitik im internationalen Vergleich Konstanz/München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39227-bildungspolitik-im-internationalen-vergleich_47554, veröffentlicht am 07.01.2016. Buch-Nr.: 47554 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken