In diesem kurzen Buch gibt Michael Lausberg einen Überblick über Bakunins intellektuellen Werdegang, umreißt die wichtigsten Punkte seiner Philosophie und versucht, den Einfluss Bakunins auf anarchistische Bewegungen im 20. Jahrhundert abzuschätzen. Der geringe Umfang macht es schwierig, besondere Aspekte des Bakunin'schen Anarchismus zu vertiefen. Der Autor zeichnet in den ersten Kapiteln den Lebensweg des russischen Revolutionärs nach und geht dabei auf einige der intellektuellen Einflüsse ein, insbesondere auf Fichte und Hegel. Letzterem bescheinigt er den größten Einfluss auf Bakunins Denken und beschreibt dabei in einem interessanten Kapitel die Hegelrezeption in Russland. Zentral für Bakunins Philosophie ist das Konzept der Volksrevolution: Volk und Staat sind demnach absolute Antipoden; das Volk ist bei Bakunin „eigentlicher Ort der Revolution“ (36), der Staat hingegen die „Quelle der Unfreiheit“ (25). Bakunin idealisiert eine imaginäre „originale“ russische Dorfgemeinde, die seinem Ideal der perfekten Gesellschaft sehr nahekommt: frei von kodifiziertem Recht, Grund und Boden sind Gemeinschaftseigentum aller Dorfbewohner. Zur Konstituierung des Staates kam es demnach erst mit der Ausdehnung der muskowitischen Herrschaft auf dieses „Volksrussland“. Weiter beschreibt Lausberg Bakunins Vorstellungen der „neuen“ Gesellschaft – von „freier Ehe“ und der „Volksvormundschaft für Kinder“ bis hin zur Schließung „gleichzeitig aller Wirtshäuser und aller Kirchen“ (39). Der Autor selbst hinterfragt Bakunins Philosophie in keinster Weise – eine kritische Einschätzung des Quellenmaterials sucht man vergeblich. In dieser Hinsicht taugt „Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus“ als Einführung in das Thema, ansonsten konsultiert man besser die bereits existierende Sekundärliteratur.