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Ed Pluth

Badiou – eine Philosophie des Neuen. Übersetzt aus dem US-amerikanischen Englisch von Harald Etzbach

Hamburg: LAIKA Verlag 2012; 225 S.; 21,- €; ISBN 978-3-942281-99-7
„[D]ie Reaktion [ist] heute die dominante Form von Subjektivität geworden“ (16) – diese Diagnose stellt Pluth seiner Betrachtung der Badiou’schen Philosophie voraus und damit klar, dass sich eben dagegen Badious ganzes Denken in Stellung bringen lässt. Schließlich arbeite dieser an einer Ethik, einer Handlungsanleitung, die dem Subjekt gerade eine Treue zur Wahrheit ermöglichen soll. Nur so ließe sich die spezifisch humane Fähigkeit der Wahrheitsproduktion weiter verfolgen, als eine Prozedur der Emanzipation und entgegen des Typus des gegenwärtig so attraktiven Reaktionärs – oder in Badious Worten: des Thermidorianers. So könne Badious philosophisches Projekt selbst als Ausdruck einer solchen Treue zu eben diesem emanzipativen Anspruch gedeutet werden, Veränderung zu verstehen und denkbar zu machen. Zur Rekonstruktion dieses Projekts durchleuchtet Pluth die verschiedenen Stationen von Badious Denken anhand seiner einschlägigen Werke, seiner politischen und philosophischen Prägung von Althusser bis Mao. Dabei steht zunächst die Beschäftigung mit der Ontologie im Vordergrund, deren grundlegende Unbestimmtheit zur Möglichkeit des Seins überhaupt wird. Als Zugang zur Ontologie wählt Badiou die Mathematik und die Mengenlehre, deren „theoretische[r] Antihumanismus“ (64) es erlaubt, das komplexe Wechselspiel von unendlichen Vielheiten und konkreten Mengen jenseits einer menschlichen Intuition zu erfassen. Stück für Stück lassen sich so Badious Begrifflichkeiten nachvollziehen, von den verschiedenen Formen des Seins bis zur Ereignisstätte und dem Ereignis selbst – „als eine Vielheit, die sich selbst zugehört“ (83) – und dessen Effekten. Die immer komplexere Theoretisierung von „Badious Gesetze[n] des Seins“ (127) führt dann zum Subjektbegriff, der, selbst einem Wandel unterworfen, für Badiou die Möglichkeit bietet, Struktur ohne Determination zu denken und so einen historischen Materialismus zu revitalisieren. Schließlich kann so Veränderung über das Subjekt, als Bedingung der Wahrheit, gedacht werden. Badious Denken über viele Figuren des Paradoxen und der Negativität sowie einer komplexen Ontologie – die darüber hinaus nicht immer widerspruchsfrei ist und ohne unbegründete Vorannahmen auskommt – bietet damit einen nur sperrigen Zugang. Dennoch gelingt es Pluth in seiner Darstellung immer wieder, ohne offene Fragen und Kritik zu ignorieren, auf den Sinngehalt der Theorie für ihren praktisch emanzipativen Anspruch zu verweisen, als einer Philosophie des Neuen.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Ed Pluth: Badiou – eine Philosophie des Neuen. Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35176-badiou--eine-philosophie-des-neuen_42354, veröffentlicht am 13.12.2012. Buch-Nr.: 42354 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken