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Samuel Salzborn

Antisemitismus. Geschichte, Theorie, Empirie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Interdisziplinäre Antisemitismusforschung 1); 211 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-1113-0
Das Thema Antisemitismus ist nicht erst seit den neuesten Entwicklungen in Israel virulent. Vielmehr hat die Judenfeindlichkeit weit in die Geschichte zurückreichende Wurzeln und erlebte bereits zahlreiche traurige Höhepunkte. Samuel Salzborn hat sich innerhalb seiner Habilitationsschrift auf einer Theorie und Empirie verbindenden Ebene mit dem Phänomen Antisemitismus auseinandergesetzt und außerdem eine ganze Reihe an Aufsätzen zu diesem Gegenstand verfasst. Der nun im Nomos Verlag erschienene Band versammelt zuvor an anderer Stelle publizierte kürzere und auch ausführliche Beiträge von ihm. Darin wird der Fokus auf die jüngere Vergangenheit gelegt und oftmals ausgehend von konkreten Ereignissen – wie zum Beispiel die umstrittene Paulskirchenrede von Martin Walser und die Veröffentlichung seines Romans „Tod eines Kritikers“ oder die viel diskutierten Äußerungen Jürgen W. Möllemanns – Aspekte und Erscheinungsformen des Antisemitismus beleuchtet. Die Zuordnung der einzelnen Beiträge zu den thematischen Blöcken „Geschichte“, „Theorie“ und „Empirie“ ist durchaus nachvollziehbar, tatsächlich durchziehen aber sowohl theoretische Überlegungen als auch historische sowie aktuelle empirische Befunde eine Vielzahl der Artikel. In ihnen findet sich auch die grundsätzliche Beobachtung Salzborns, dass antisemitische Ansichten seit dem Beginn der 2000er‑Jahre in Deutschland wieder hoffähig werden. Diese zielten zwar nicht wie noch vor einigen Dekaden auf die Vernichtung jüdischer Mitbürger_innen, sie enthalten aber doch völkische Segregationswünsche und einen projektiven Wahn. Neben vielen dezidiert wissenschaftlichen Auseinandersetzungen finden sich auch kürzere Beiträge, in denen sich der politische Bürger Salzborn zu Wort meldet und klar Stellung zu Vergangenheit und Gegenwart bezieht. Wenngleich manche Texte bereits vor einem Jahrzehnt geschrieben wurden, lohnt sich ihre (nochmalige) Lektüre, denn kaum eine empirische Beobachtung Salzborns scheint etwas von ihrer Gültigkeit verloren zu haben.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.235.435.335.22.352.331 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Samuel Salzborn: Antisemitismus. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37698-antisemitismus_45822, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 45822 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken