Skip to main content
Harald Schmid

Antifaschismus und Judenverfolgung. Die "Reichskristallnacht" als politischer Gedenktag in der DDR

Göttingen: V&R unipress 2004 (Berichte und Studien 43); 153 S.; kart., 16,80 €; ISBN 3-89971-146-7
Der Autor dieser Untersuchung sieht das Buch als Beitrag zur „noch ungeschriebenen Geschichte der DDR-Geschichtspolitik” (9). Sein Ziel ist es, die Kontinuitäten und Veränderungen der Strukturen, Akteure und Inhalte der ostdeutschen Erinnerung an die Ereignisse vom 9. November 1938 zu untersuchen. Im Vergleich mit den Entwicklungen in der Bundesrepublik sieht Schmid als besonders einflussreiche Faktoren die Größe der im Herbst 1990 nur noch 372 Personen umfassenden jüdischen Gemeinden in der DDR, den offiziellen Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus sowie die Ziele der Außenpolitik der DDR im Verhältnis zu Israel und den arabischen Staaten. Im zeitlichen Verlauf stellt er zwar einen Bedeutungsgewinn des Gedenkens auf offizieller Ebene fest. Dieser resultierte jedoch im Wesentlichen aus dessen staatlicher Instrumentalisierung hinsichtlich der Beziehungen der DDR zur Bundesrepublik und zu Israel. Auch unterschied sich nach Meinung des Autors das dirigierte öffentliche Erinnern stark von der eigenständigen westdeutschen Entwicklung. Erst für die späte Phase ab Ende der 70er-Jahre konstatiert Schmid ein von der Zivilgesellschaft, insbesondere den jüdischen und evangelischen Gemeinden, getragenes Gedenken.
Lars Berger (LB)
Dr., Lecturer in Middle Eastern Politics and History, University of Salford.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Lars Berger, Rezension zu: Harald Schmid: Antifaschismus und Judenverfolgung. Göttingen: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22175-antifaschismus-und-judenverfolgung_25286, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25286 Rezension drucken