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Cora Stephan

Angela Merkel. Ein Irrtum

München: Knaus Verlag 2011; 223 S.; brosch., 16,99 €; ISBN 978-3-8135-0416-3
Viele Unionswähler sind unzufrieden mit der schwarz-gelben Koalition, so auch Cora Stephan. In diesem journalistischen Buch gibt sie ihrer Enttäuschung Luft. Die Kritik bleibt dabei häufig auf einfachem Niveau: Die Autorin bezeichnet Merkel als „Mutti“ (9), „stumpfe Murmel“ (12), „schwarze Witwe“ (24) und „Pin-Up-Girl“ (34) der Union, um dann zu DDR-Vergleichen überzugehen („Staatsratsvorsitzende“ [42]; „Honecker hätte das gefallen“ [56]). Die über dieses einfältige Merkel-Bashing hinausgehenden Kritikpunkte zeigen, dass Stephan nicht so sehr die Kanzlerin, sondern Inhalte und Formen deutscher Politik grundsätzlich angreifen möchte. Stephan verfolgt hinter der oberflächlichen Merkel-Kritik die konservative Agenda derer, die sich in einer zur Mitte hin gerückten CDU nicht mehr wiederfinden und „es leid [sind], zu zahlen und den Mund zu halten“ (38). Im zentralen Kapitel, in dem fünf „Irrtümer“ ausgemacht werden, zeigt sich der eigentliche Inhalt der Kritik. Stephan kritisiert die unwissenschaftliche Klimapolitik, fordert die Befreiung der deutschen „Steuersklaven“ (105) und fragt allen Ernstes: „Steuerzahlen ohne Zwang? Was ist so unvorstellbar daran?“ (128) Ein größeres Maß an Patriotismus fordert die Autorin sowohl gegenüber Polen (Causa Steinbach) als auch innerhalb der EU. Hier kulminiert die Kritik und es wird erkennbar, dass die Person Merkel nur Aufhänger ist. Stephan meint, es wäre „keine Katastrophe“ (179), wenn es die EU nicht mehr gäbe und wünscht sich einen deutschen Alleingang beim Euro-Ausstieg: „[G]eben Sie den Deutschen die D-Mark wieder“ (217)! Gleichzeitig wird erkennbar, dass Stephan Merkel ursprünglich vor allem als Seiteneinsteigerin geschätzt hat. Von der Parteiendemokratie hält Stephan nicht viel. Die DDR sei 1989/90 demokratischer gewesen als das Land heute, Merkels Regierungsweise sei „totalitär“ (99) und Bundestagswahlen eine „Farce“ (204) wie die Volkskammerwahlen. – Unabhängig davon, ob man die politische Agenda der Autorin teilt, so wird man doch verlangen können, dass diese offen geäußert wird und sich nicht hinter einer billigen Merkel-Kritik versteckt.
Sebastian Galka (SGA)
Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Galka, Rezension zu: Cora Stephan: Angela Merkel. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33746-angela-merkel_40420, veröffentlicht am 01.09.2011. Buch-Nr.: 40420 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken