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Claus Leggewie

America first? Der Fall einer konservativen Revolution

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1997; 319 S.; 19,90 DM; ISBN 3-596-13496-X
Wurde mit der Wahl Clintons zum Präsidenten der USA tatsächlich das Ende der "konservativen Revolution" eingeleitet? Oder haben es die Bürger jetzt mit einem konservativen Demokraten zu tun, der seine Wahlaussagen hinter sich gelassen und sich den Zielen der Republikaner deutlich angenähert hat? Der Autor tendiert dazu, die erste Frage zu verneinen, die zweite zu bejahen. Ausgehend von der Schilderung der "konservative[n] Szene" (Umschlagtext) der USA, die nach europäischem Verständnis zutreffender mit rechtspopulistisch und z. T. rechtsradikal zu charakterisieren wäre, macht er u. a. deutlich, welche Folgeprobleme aus dem Hauptproblem, der "Pauperisierung und aggressiven Abstiegsangst der Mittelschicht" (52), resultieren. Leggewie meint, daß Clinton auch als "lame duck" (Amtsinhaber, der nicht wiedergewählt werden kann, 270) eher keine klare politische Abgrenzung gegenüber den Republikanern herbeiführen werde (z. B. 275). Zwei Gründe werden vom Autor selbst angedeutet: Zum einen befindet sich die Demokratische Partei nach der Wiederwahl Clintons in einem Zustand relativer Harmonie und relativer öffentlicher Anerkennung. Zum anderen wäre es wenig erfolgversprechend für Clinton, Gesetzesvorhaben auf den Weg zu bringen, die die republikanische Mehrheit im Senat ablehnt. Im Abschlußkapitel verdeutlicht der Autor, daß sich ganz allmählich eine neue linksliberale Koalition auf der Ebene der Gewerkschaften, Universitäten, der Feministinnen, Afro-Amerikaner und der dritten Parteien zu bilden scheine. Der Wunsch Leggewies nach dem Erfolg bzw. Einfluß einer solchen, noch ganz jungen und längst noch nicht gefestigten Allianz schließt die Darstellung ab. Aus dem Inhalt: 1. Clinton Republicans. Das Ende von Big Government; 2. Bombardiert das Hauptquartier. Newt Gingrich und die Republikanische Revolution; 3. Sacrifice versus Saxophone. Citizen Dole und das konservative Zentrum; 4. Hassen die Amerikaner Politik(er)? Ross Perot und die extreme Mitte; 5. Politik der Wut. Pat Buchanan und die radikale Rechte; 6. Independence Day. Die paramilitärische Rechte der Militias; 7. God's Country. Ralph Reed und die religiöse Rechte; 8. Der Verrat der Intellektuellen. Die neokonservative Rechte; 9. Amerika zuerst. Die letzte Supermacht und die Weltgesellschaft; 10. Amerika hat die Wahl. Bill Clinton II., eine neo-progressive Ära.
Petra Beckmann-Schulz (Bm)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.64 | 2.23 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Petra Beckmann-Schulz, Rezension zu: Claus Leggewie: America first? Frankfurt a. M.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/1937-america-first_2315, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2315 Rezension drucken