„Eine gewisse Sprach‑ und Ratlosigkeit auf der Metaebene der internationalen entwicklungstheoretischen Diskussion“ lässt sich laut Aussage der Autoren Rainer Öhlschläger und Hartmut Sangmeister festhalten, weswegen sie sich um eine „nüchterne Bestandsaufnahme“ und mit „konkreten und aktuellen Fragen auf der operativen Ebene der Entwicklungspolitik“ (11) beschäftigen. Dafür wird zunächst im ersten Themenblock, der der Besonderheit des Mehrebenen‑Ansatzes in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) gewidmet ist, nach den Herausforderungen und der Zukunftsfähigkeit dieses Ansatzes gefragt. Michael Krempin betont in seinem Beitrag, dass die Aufgabe auf Bundesebene darin liege, die EZ verstärkt als Teil der Internationalen Zusammenarbeit (IZ) zu sehen, wie es unter Dirk Niebel geschehen sei. Er konstatiert, dass davon letztendlich auch der Erfolg der deutschen EZ abhänge. Im zweiten Themenblock liegt der Fokus der Beiträge auf den Konsequenzen, die die internationale EZ aus den zunehmenden Bedrohungen der Energie‑ und Nahrungsmittelknappheit gezogen hat; es wird versucht, mithilfe von theoriebasierten Ansätzen und realpolitischer Praxis Antworten zu geben. Erika Günther untersucht empirisch kohärent den Zusammenhang zwischen Ernährungsunsicherheit und Gesundheitsrisiken und kommt zu dem doch überraschenden Schluss, dass nicht‑ansteckende Krankheiten teils ein noch größeres Problem darstellten als die „Communicable Diseases“ (137). Damit erweitert sie das Verständnis von der Ernährungssicherheit um eine neue zentrale Erkenntnis. Bernd Lämmlin zeigt eindrucksvoll, wie die Nutzung erneuerbarer Energien zur nachhaltigen Verminderung der Energiearmut in Entwicklungsländern führen kann. Sind die Nutzungsmöglichkeiten langfristig angelegt, kann in ländlichen Gebieten über eine lokale Strategie so dem Teufelskreis aus Einkommens‑ und Energiearmut entkommen werden. Die Licht‑ und Schattenseiten der Fair Trade‑Branche erläutert die Weltladen‑Geschäftsführerin Gabriele Ludwig. Sie warnt eindringlich vor der Integration fair gesiegelter Produkte in die Vertriebs‑ und Unternehmensstrukturen von Discountern und Supermärkten, da gerade diese zu unwürdigen Lebensverhältnissen in südlichen Ländern führten. Insgesamt bieten die Beiträge wie angekündigt eine umfassende Bestandsaufnahme des Themenfeldes.