Intersektionalität lautet der zentrale Begriff dieses Sammelbandes. Damit verweisen die Herausgeberinnen – die Philosophin Klinger, die Soziologin und Sozialpsychologin Knapp sowie die Politologin Sauer – auf die Mehrdimensionalität gegenwärtiger Ungleichheitsstrukturen. Die Globalisierung und globale Migrationsbewegungen sowie die damit einhergehenden Veränderungen sozialer Sicherungssysteme und Arbeitsmärkte, die europäische Integration, aber auch die Frauenemanzipation verändern gegenwärtig die Muster sozialer Hierarchien und Ausgrenzungen. Parallel zu immer komplexeren Strukturen sozialer Integration – die Herausgeberinnen sprechen von „sozialer Entbettung“ (8) – spielen auch die Ungleichheitskategorien von Klasse, Ethnizität/Rasse und Geschlecht auf komplexe Weise zusammen; ein häufig angeführtes Beispiel ist das der transnationalen Dienstleisterin, also etwa einer polnischen Pflegerin in deutschen Familien (vgl. der Beitrag von Lutz). Eine Folge der ökonomischen Umstrukturierung und Transnationalisierung sei auch, so die Herausgeberinnen, dass das vorherrschende nationalstaatliche Paradigma der soziologischen Ungleichheitsforschung nicht mehr trage. Um über disziplinäre Grenzen hinweg zeitgemäße Perspektiven auf komplexe Ungleichheitsstrukturen zu entwickeln, luden sie daher zu einem interdisziplinären Workshop am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien ein. Die versammelten Beiträge sind Ergebnis dieses zweitägigen Austauschs und reichen von soziologischen, politikwissenschaftlichen, historischen, politisch-ökonomischen bis hin zu sozialanthropologischen Perspektiven. Es handelt sich überwiegend um konzeptionelle Beiträge, die Dimensionen und Aspekte der Ungleichheit auf vielfältige Weise abdecken. Geboten wird ein umfassendes Panorama gegenwärtiger Ungleichheits- und Exklusionsforschung im deutschen Sprachraum. Die Veranstalterinnen des Workshops planen, den angestoßenen Dialog auf internationaler Ebene fortzuführen.