Skip to main content
Urs Schoettli

Aufbruch aus Europa. Die Schweiz im asiatischen Zeitalter

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2015; 201 S.; 38,- €; ISBN 978-3-03810-020-1
Der geopolitische und wirtschaftliche Mittelpunkt von morgen sei Asien, nicht mehr die USA oder Europa, deshalb solle sich die Schweiz rechtzeitig umorientieren, meint der NZZ‑Kolumnist Urs Schoettli. Er wolle aber keine Anleitung für das Geschäftemachen in Asien liefern, sondern anregen, sich von „eurozentristischer Überheblichkeit“ abzuwenden, denn im „asiatischen Zeitalter“ sei ein „Schuss Lernwillen“ (7) nötig. Schoettli rät den Europäern zum Kennenlernen und Anerkennen anderer Wertehierarchien sowie zu einem kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident, dies werde sich als vorteilhaft für beide Seiten erweisen. Die Schweiz habe in Asien den Bonus, dass sie keine Geschichte als Kolonialherr und imperialistischer Eroberer habe, so könne sie ihren „Unternehmensgeist ohne Scham zelebrieren“ (27). Schoettli will auch zur Selbstfindung der Schweizer beitragen, indem er die asiatische Perspektive auf das Land aufzeigt. In China rechne man der Schweiz heute noch hoch an, dass sie als eines der ersten westlichen Länder die Ausrufung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949 anerkannt habe. In Korea spiele die Neutralität der Schweiz als unabhängiger Beobachter des Nord‑Süd‑Konfliktes eine Rolle. Natürlich sei das Schweiz‑Bild im Ausland auch von Klischees geprägt, dies solle das Land aber einfach akzeptieren, meint Schoettli. „Was ist denn falsch daran, wenn der Besucher aus Chengdu oder Tientsin in der Schweiz ein Land der Uhrmacher, Alphornbläser und Jodler erwartet?“ (31) Er bedauert aber durchaus, dass sich in Asien kaum jemand für die Vielsprachigkeit und den religiösen Pluralismus des Landes interessiere: „Die Schweiz muss den Asiaten erklären, welche Vorteile sich aus der verbreiteten Vielsprachigkeit ihrer Bevölkerung ergeben.“ (32) Mehr im Fokus stehe selbstredend die Wirtschaftspotenz der Schweiz und ihre Vorzüge als Industriestandort. Der Autor empfiehlt seinem Heimatland, die Vielfalt Asiens als Chance zu verstehen. So gebe es neben den bekannten „Giganten China, Japan und Indien“ (177) auch die Länder Südostasiens, die oft von Investoren und Managern übersehen würden. Große Volkswirtschaften hätten natürlich den Vorteil einer einheitlichen Sprache und eines einheitlichen politischen Systems. „Idealer Ausgangspunkt für Schweizer Unternehmen bei einem Einstieg in Südostasien ist Thailand.“ (180) Die Länder ähnelten sich in ihrer historisch gewachsenen Unabhängigkeit.
{WDE}
Rubrizierung: 2.54.222.682.2632.262 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Urs Schoettli: Aufbruch aus Europa. Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38850-aufbruch-aus-europa_47272, veröffentlicht am 10.09.2015. Buch-Nr.: 47272 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken