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Maurizio Cau / Günther Pallaver (Hrsg.)

Geschichte und politischer Konsens. Übergänge der Nachkriegszeit (1945-1955)

Berlin: Duncker & Humblot 2014 (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient 28); 157 S.; 79,90 €; ISBN 978-3-428-14572-0
„Die Geschichte war die ständige Begleiterin der politischen Akteure im ‚Handlungskorridor‘ der Nachkriegszeit. Sie bildete den Ausgangspunkt für einen demokratischen Neustart“ (156). – Wie sich dieser im ersten Jahrzehnt nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Italien, Frankreich, Österreich und Deutschland gestaltete, wird in den Beiträgen dieses Sammelbandes vergleichend analysiert. Dabei wird vor allem gefragt, „welches Gewicht die Geschichte im Rahmen der politischen Transformationsprozesse von autokratischen zu demokratischen politischen Systemen hatte“ (5). So blickt Maurizio Cau auf den Entstehungsprozess neuer Verfassungsstrukturen in Italien und Deutschland, auch Michele Marchi beleuchtet die Phase der Verfassungsgebung in Italien und vergleicht diese mit der in Frankreich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. David Wineroither beschreibt schließlich, wie sich in Österreich eine nationale Identität im Rahmen der Konkordanzdemokratie herausbildete. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Ablösung der autokratischen Systeme und die Einführung, Institutionalisierung sowie Konsolidierung der Demokratie alle vier Länder fast zeitgleich betraf – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise und mit unterschiedlichen Akteuren. Der Regimekollaps war in allen vier Fällen im Wesentlichen von externen Akteuren verursacht worden, „wie insgesamt beim demokratischen Neubeginn die externen Einflussfaktoren eine bedeutende Rolle spielten“ (144), so Günther Pallaver. In allen Ländern dieses Vergleichs seien Parteienstaaten entstanden, jedoch divergierten die Umstände. Nur in der Bundesrepublik habe es bis zum Jahr 1950 einen Lizenzzwang für Parteigründungen gegeben und die Parteien der Nachkriegszeit hätten nicht in einer „bruchlosen Kontinuität zu den Parteien der Weimarer Republik“ (147) gestanden, wie dies in den drei anderen Ländern zum Teil der Fall gewesen sei. Die Publikation enthält die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Die Bedeutung der Geschichte für die Herstellung von politischem Konsens. Übergänge der Nachkriegszeit (1945‑1955)“, das vom Italienisch‑Deutschen Historischen Institut der Stiftung Bruno Kessler in Trient in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politik, Institutionen, Geschichte der Universität Bologna sowie dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck durchgeführt wurde.
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Rubrizierung: 2.232.352.3132.612.212.32 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Maurizio Cau / Günther Pallaver (Hrsg.): Geschichte und politischer Konsens. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38514-geschichte-und-politischer-konsens_46719, veröffentlicht am 11.06.2015. Buch-Nr.: 46719 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken