Skip to main content
Hendrik Theiler

Systemkritik und Widerstand. Herbert Marcuse und die Studentenbewegung

Marburg: Tectum Verlag 2013; 128 S.; pb., 24,95 €; ISBN 978-3-8288-3181-0
Magisterarbeit. – Es sollte verwundern, dass einige der einflussreichsten Impulsgeber widerständiger Bewegungen gerade heutzutage in Vergessenheit zu geraten scheinen. Hendrik Theiler treibt dieses Phänomen besonders mit Blick auf Herbert Marcuse um – vor allem deshalb, weil der Philosoph speziell im US‑amerikanischen Kontext als einer der meist diskutierten Denker der Studentenbewegung galt. Theiler geht seiner Relevanz nach und stellt dabei Marcuses beide Hauptwerke „Triebstruktur und Gesellschaft“ sowie „Der eindimensionale Mensch“ in den Mittelpunkt. Diese hatten, so die Vermutung des Autors, großen Einfluss auf die Studentenbewegung. Während Marcuse in „Triebstruktur und Gesellschaft“ die Freud’sche Theorie sozialpsychologisch gegen ihre eigenen pessimistischen Grundannahmen wendet, um so zu der hoffnungsvollen Möglichkeit einer Kultur ohne Unterdrückung zu gelangen, bildet „Der eindimensionale Mensch“ in seiner pessimistischen Gesellschaftsanalyse dazu quasi einen konkreten Gegenpol. Marcuse reflektiere darin, schreibt Theiler, wie seine eigenen Annahmen zur Befreiung der Triebe nicht in eine befreite Gesellschaft, sondern in eine intensivierte Form der Knechtschaft führten, die als solche immer schwerer zu erkennen sei. Die Anschlussfähigkeit Marcuses liege genau in diesem Erkennen der Falschheit des Ganzen, ohne sich dieser ergeben zu müssen. So sei Marcuses unbedingter Glaube an die Befreiung mit der aufkommenden Studentenbewegung mitgewachsen, mehr noch, Marcuse habe die Studierenden als revolutionäres Subjekt immer weiter in den Mittelpunkt gerückt. Im Gegenzug habe die Protestbewegung dieses Denken von ihrer hervorgehobenen Stellung wohlwollend angenommen, als habe „Marcuse […] den Studenten aus dem Herzen gesprochen“ (123). Über diese deskriptiven Einsichten vermag Theiler aber nicht wirklich hinauszugehen und in seiner mitunter hölzernen Sprache geht dabei einiges der Brisanz der Erkenntnisse im akademischen Selbstzweck unter. Theilers Auseinandersetzung mit dem theoretischen Impuls einer ganzen Bewegung fällt somit in der sterilen Examination hinter die Tragweite ihres eigenen Gegenstands zurück.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.46 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Hendrik Theiler: Systemkritik und Widerstand. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36862-systemkritik-und-widerstand_45189, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45189 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken