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Julia Leininger (Hrsg.)

Religiöse Akteure in Demokratisierungsprozessen. Konstruktiv, destruktiv, obstruktiv

Wiesbaden: Springer VS 2013 (Politik und Religion); 309 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-531-19754-8
Julia Leininger und Mirjam Künkler stellen einleitend fest, dass die Politikwissenschaft in der Transformationsforschung religiöse Akteure und ihre Rolle bisher kaum berücksichtigt hat. Infolgedessen steht nicht die Frage nach der Kompatibilität von Religion und Demokratie im Mittelpunkt des Sammelbandes, sondern die Autorinnen und Autoren nehmen sich der Aufgabe an, die Rolle religiöser Akteure „für die Transformationsforschung fruchtbar zu machen“ (15) sowie empirisch anhand von Fallstudien zu belegen. Diese Fallstudien folgen daher der Frage nach dem Muster von Interaktionen zwischen religiösen Akteuren und politischen Institutionen sowie der Identifikation jener Faktoren, die den Einfluss religiöser Akteure auf Demokratisierungsprozesse bestimmen. Laut Leininger und Künkler hat der Einfluss religiöser Akteure drei Wirkungsrichtungen in Bezug auf Demokratisierungsprozesse: erstens konstruktiv (Erosion autokratischer Herrschaft), zweitens obstruktiv (Hemmung von demokratischen Normen/Handlungsmustern) und drittens destruktiv (Verhinderung der Demokratie). Diese Kategorisierung wird in fünf Fallstudien über Deutschland, Georgien, die Ukraine und Mali nachgezeichnet. Leininger und Künkler ziehen im Anschluss daran das Fazit, dass in keinem der Fälle „religiöse Akteure Antriebskräfte der Demokratisierung oder demokratischen Konsolidierung waren“ (247). Allerdings haben in allen untersuchten Staaten religiöse Akteure „durch ihre politische und gesellschaftliche Einflussnahme […] zu Prozessen der Demokratisierung sowie Ent‑Demokratisierung“ (279) beigetragen. Das Autorenduo stellt abschließend fest, dass es einer weiteren systematischen Aufarbeitung des Einflusses religiöser Akteure in erfolgreichen und gescheiterten Demokratisierungsprozessen bedarf. Ebenso müsse die Wirkung der sozialen Sicherungsfunktion religiöser Akteure auf die Legitimität politischer Regime betrachtet sowie die Beziehung von Staat und Religion im Moment der Verfassunggebung oder der Verfassungsreform sowie der alltäglichen Gesetzgebung untersucht werden.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.1 | 2.2 | 2.35 | 2.313 | 2.23 | 2.61 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Julia Leininger (Hrsg.): Religiöse Akteure in Demokratisierungsprozessen. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36518-religioese-akteure-in-demokratisierungsprozessen_44839, veröffentlicht am 12.12.2013. Buch-Nr.: 44839 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken