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Gunter Hofmann

Willy Brandt und Helmut Schmidt. Geschichte einer schwierigen Freundschaft

München: C. H. Beck 2012; 336 S.; geb., 21,95 €; ISBN 978-3-406-63977-7
Heute wie damals sind politische Freundschaften brüchig und ihre Dauer ungewiss: Bei Gelegenheit werden sie einem individuellen Machtwillen geopfert und selten überdauern sie eine längere Zeit ohne schwere Blessuren. Diejenige zwischen Willy Brandt und Helmut Schmidt bildete da keine Ausnahme. Hofmann vollzieht die Entwicklung der politischen Freundschaft dieser Ausnahmepolitiker von den Anfängen der politischen Sozialisierung bis hin zu ihrem Verhalten als Elder Statesmen nach. Er arbeitet in ihren Lebensläufen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus und beschreibt die emotionalen Verästelungen sowie das Hin und Her von Ablehnung und Annäherung der beiden von den 1960er- bis in die 1990er-Jahre. Die Anfänge der politischen Freundschaft von Brandt und Schmidt verliefen, wenn auch distanziert, harmonisch. Die ersten Bruchstellen, schreibt Hofmann, entstanden während der Verhandlungen zu den Notstandsgesetzen, die Schmidt für zwingend erforderlich hielt, denen Brandt jedoch skeptisch gegenüberstand. Unterschiede in den politischen Auffassungen blieben, selbst ein Friedensnobelpreis für die Ostpolitik Brandts konnte Schmidt nicht auf den Kurs des damaligen Bundeskanzlers bringen. Weitere Differenzen entstanden später bei der Einschätzung der Gründung der Grünen, die Brandt für vermeidbar, Schmidt dagegen für unaufhaltbar hielt. Hofmann zeichnet mit dieser personengebundenen Retrospektive deutscher Nachkriegspolitik ein Panorama der sozialdemokratischen Befindlichkeiten bei der politischen Richtungssuche. Der Autor zeigt die Stärken und Schwächen beider Politiker, verweist auf einen entscheidungsschwachen Brandt und verschweigt nicht die Hahnenkämpfe, die Schmidt und Schiller oder Schmidt und Ehmke austrugen. Er tut dies kenntnisreich und es gefällt daran der ruhige und sachliche Ton. Und mindestens eine Wahrheit wird interessierten Lesern haften bleiben – so wenig es mit politischen Freundschaften geht, so wenig geht es ohne.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3 | 2.313 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Gunter Hofmann: Willy Brandt und Helmut Schmidt. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35623-willy-brandt-und-helmut-schmidt_42989, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 42989 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken