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Karsten Speck / Holger Backhaus-Maul / Peter Friedrich / Maud Krohn (Hrsg.)

Freiwilligenagenturen in Deutschland. Potenziale und Herausforderungen einer vielversprechenden intermediären Organisation

Wiesbaden: Springer VS 2012; 212 S.; brosch., 29,95 €; ISBN 978-3-531-18584-2
Bürgerschaftliches Engagement – das seit den 1990er-Jahren durchgehend ebenso auf politische wie wissenschaftliche Aufmerksamkeit stößt – hat unverkennbar positive Konnotationen. Diese Wahrnehmung dürfte wesentlich darauf beruhen, dass diese Engagementform, hervorgegangen aus den sozialen Bewegungen, als Scharnier zwischen dem (überwiegend lokalen) politisch-administrativen System und der Zivilgesellschaft gilt. Eine besondere Rolle kommt in diesem Zusammenhang den Freiwilligenagenturen zu, die sich gleichermaßen als Vermittler zwischen interessierten Bürgern und Kommunalpolitik wie als Förderinstanzen bürgerschaftlichen Engagements auf lokaler Ebene verstehen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich ein Forschungsverbund der Universitäten aus Oldenburg, Potsdam und Halle-Wittenberg mit Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Institutionalisierung dieses intermediären Organisationstyps befasst. Die Untersuchung, zwischen 2009 und 2010 durchgeführt, war als partizipative Evaluation angelegt, die drei Untersuchungsschritte kombinierte: eine bundesweite standardisierte Befragung; qualitative Fallstudien in vier ausgewählten Kommunen; bundesweite Befragung von 15 thematisch einschlägigen Experten. Die Autoren kommen in dieser anregenden Studie zu interessanten Ergebnissen, die auch über den speziellen Einrichtungstyp hinaus Relevanz für das Feld befristet geförderter Projekte im gemeinnützigen Sektor haben. Auf der einen Seite haben Freiwilligenagenturen an Bedeutung gewonnen – zwischen 2001 und 2009 stieg ihre Zahl von rund 190 auf 360; darüber hinaus lassen die Befunde Tendenzen einer funktionsbezogenen Professionalisierung erkennen. Auf der anderen Seite indes macht die Untersuchung auch die hohe Heterogenität der Einrichtungen deutlich – das gilt besonders für Ressourcenausstattung, Angebotsbreite und Einbindung in lokale Kontexte. Angesichts der Abhängigkeit von typisch befristeter öffentlicher Förderung haben sie vielfach den Status „prekärer Institutionalisierung“ (200) und sie „präsentieren sich nicht in erster Linie als formalisierte Organisationen, sondern als von Personen geprägte Projekte“ (202).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Karsten Speck / Holger Backhaus-Maul / Peter Friedrich / Maud Krohn (Hrsg.): Freiwilligenagenturen in Deutschland. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34583-freiwilligenagenturen-in-deutschland_41549, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 41549 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken