Skip to main content
Natascha Zowislo-Grünewald / Jürgen Schulz / Detlef Buch (Hrsg.)

Den Krieg erklären. Sicherheitspolitik als Problem der Kommunikation

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011; 263 S.; brosch., 39,80 €; ISBN 978-3-631-61311-5
Der Wandel des Kriegsbildes seit Ende des Zweiten Weltkrieges zog auch einen Wandel der Kriegsrhetorik mit sich. Insbesondere formale Kriegserklärungen, wie sie über Jahrhunderte hinweg gebräuchlich waren, finden in dieser Form nicht mehr statt. So wird heute Krieg weitestgehend aus guten Gründen, humanitären Motiven (Menschenrechte), zur Friedenserhaltung oder gegen Massenvernichtungswaffen geführt und auch so kommuniziert. Die Autoren untersuchen deshalb nun die kommunikationsproblematische Ausgangssituation der zeitgenössischen Kriegserklärung, um so den Zusammenhang zwischen „Politikherstellung und Politikvermittlung im Bereich der Sicherheitspolitik“ (10) zu erklären. Natascha Zowislo-Grünewald, Professorin für Unternehmenskommunikation, Jürgen Schulz, Juniorprofessor für strategische Kommunikationsplanung, und Detlef Buch, wissenschaftlicher Mitarbeiter, gehen davon aus, dass die Politikvermittlung von Kriegserklärungen heutzutage eine größere Herausforderung als zuvor in der Geschichte ist, da man unter anderem einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit gegenübersteht. Der Sammelband ist in fünf thematische Abschnitte gegliedert. Im theoretischen Rahmen erörtert unter anderem Dierk Spreen, was Sicherheit ist und wie es zu der Verlagerung von Krieg und Frieden zur globalen Sicherheit kommt. In den Abschnitten über strategische Kommunikation und Kommunikationsmanagement wird die Kommunizierbarkeit von Sicherheitspolitik untersucht. Diese stehe vor dem Kerndilemma, so Zowislo-Grünewald, dass die einzelnen Gründe für einen Krieg beziehungsweise eine Kriegserklärung häufig nicht zu kommunizieren oder nicht geeignet für die Legitimation eines Krieges seien. In dem Abschnitt über Medialisierung und Sichtbarkeit stellen Matthias Bandtel und Jens Tenscher mit Blick auf das Beispiel der Vietnam-Berichterstattung des Life Magazine die These auf, dass Massenmedien im Kriegszeitalter aktiv handelnde Akteure sind – Massenmedien könnten Pogrome und Aufstände auslösen. Allerdings wird nicht näher beleuchtet, ob und inwiefern diese Medien im Eigeninteresse handeln oder Instrument sind. Im letzten analytischen Teil kommt Detlef Buch zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass die jeweilige nationale Kultur eines Landes die Sichtweise auf ihre Streitkräfte beeinflusst.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: Natascha Zowislo-Grünewald / Jürgen Schulz / Detlef Buch (Hrsg.): Den Krieg erklären. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34534-den-krieg-erklaeren_41473, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 41473 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken