Dimensionen des Wettbewerbs. Europäische Integration zwischen Eigendynamik und politischer Gestaltung. Hrsg. in Verbindung mit Jürgen Backhaus, Hans-Friedrich Müller, Helge Peukert, Christian Seiler und Alexander Thumfahrt
Die Autoren stellen die theoretischen Grundlagen des Wettbewerbsparadigmas aus wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Sicht vor und analysieren den Wettbewerb als Ziel nationaler und europäischer Politik. So untersucht Schuppert aus politikwissenschaftlicher Perspektive den Wettbewerb als Instrument einer European Governance. Dezentraler Wettbewerb, darin folgt er Arthur Benz, ist für ihn ein Governancemodus und findet in einem Mehrebenensystem statt. Dies sei am Beispiel der Methode der Offenen Koordinierung (MOK) nachzuvollziehen. Schuppert zeigt außerdem, dass die MOK als institutionalisierte Beobachtungsstruktur kein rein europäisches Phänomen ist, sondern auch ein internationales und z. B. an der Weltbank zu erkennen sei. Für Müller-Graff sind die Marktfreiheiten ein Herzstück der europäischen Wettbewerbsidee und konstitutiv für den grenzüberschreitenden Wettbewerb in der Europäischen Union. Ihre Leistungsfähigkeit ergebe sich aus der wirtschafts-, gesellschafts- und integrationspolitischen Funktion. Über die wirtschaftliche Integration hinaus würde die integrationspolitische Vernetzungsfunktion beispielsweise die Entstehung einer „transnationalen Privatrechtsgesellschaft“ (333) ermöglichen. Dass die Wettbewerbsförderung durch Rechtsangleichung jedoch auch mit Schwierigkeiten behaftet ist, zeigt Müller-Graff am Beispiel der Dienstleistungsrichtlinie. Die Abwägung der Marktfreiheiten gegen das Richtlinienrecht lässt ihn fragen, ob die Dienstleistungsrichtlinie tatsächlich in allen Fällen die Funktionsfähigkeit des Binnenmarktes verbessert und ob die Richtlinienbestimmungen mit dem unionsrechtlichen Grundrechteschutz vereinbar sind. Der Band bietet dem fachkundigen Leser eine ausgewogene Sammlung von Untersuchungen, welche, aktuelle Entwicklungen aufgreifend, das Wettbewerbsprinzip im Funktionskontext der EU darstellen. Die Beiträge gehen auf die vierte Erfurter Staatswissenschaftliche Tagung aus dem Jahre 2008 zurück.