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Weert Canzler / Meinolf Dierkes / Andreas Knie / Lutz Marz / Marc Weider

Verpasste Chancen der Modernisierung? China zwischen nachholender und alternativer Motorisierung

Berlin: edition sigma 2008; 135 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-89404-249-3
Die Autoren untersuchen anhand der Potenziale der Automobiltechnik den Stand und die Entwicklungsmöglichkeiten der Modernisierung in China. „Kann China den Quantensprung in der Automobiltechnik von den fossilen zu den postfossilen Antrieben schaffen, sich damit an die Spitze der Automobiltechnik setzen und die künftigen Standards in der Automobilindustrie setzen?“ (7) Dass sich hinter dieser Frage das typisch westliche Denken einer linearen Technikabfolge verbirgt, ist den Autoren bewusst, sie problematisieren dies mehrfach. Zudem betonen sie, dass es nicht ausschließlich um Fragen der Technik- und Innovationsforschung gehe, sondern letztlich politische und soziologische Faktoren maßgeblich seien. Schließlich handele es sich bei China um das bevölkerungsreichste Land der Erde, das seit nahezu 25 Jahren ein enormes Wirtschaftswachstum verzeichne. Ein Paradigmenwechsel in der Automobiltechnik und ihrem energetischen Fundament würde die traditionelle Automobilindustrie erschüttern oder gar revolutionieren. Und da kaum eine Wirtschaft derart abhängig von der Automobilindustrie sei wie die deutsche, liege die Relevanz dieser Betrachtung auf der Hand. Zuerst benennen die Autoren Argumente für ein chinesisches Aufholen. Dabei rücken sie an zentrale Stelle, dass der Rückstand in der Hybridtechnik und der Wasserstofftechnologie nur zwei bis fünf Jahre ausmache, was aufzuholen sei. Zudem betonen sie die Top-down-Struktur der politischen Institutionen Chinas, die einer effizienten Entscheidungsfindung entgegenkämen. Dennoch bleiben sie skeptisch. Die Modernisierung, so halten sie fest, sei ein krisenhafter und ambivalenter Prozess, man denke nur an die zahlreichen ungelösten sozialen Verwerfungen in China, und kollektive Kreativität lasse sich nicht top-down verordnen, sondern gedeihe in offenen Gesellschaften besser. Für ihre Analyse nutzen die Autoren die Datenreihen des durch die BMW AG geförderten Forschungsprojekts „Wasserstofftechnologie für Chinas automobilen Quantensprung“, das zwischen 2004 und 2006 in einem internationalen Forschungsverbund durchgeführt wurde.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Weert Canzler / Meinolf Dierkes / Andreas Knie / Lutz Marz / Marc Weider: Verpasste Chancen der Modernisierung? Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29446-verpasste-chancen-der-modernisierung_34845, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34845 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken