Rolf Schörken, Professor für Geschichtsdidaktik und politische Bildung in Duisburg, stellt jene Generation in den Mittelpunkt seines Buches, die ihre Kindheitsjahre am Ende der Weimarer Republik, ihre Jugend unter Hitler und das Erwachsenwerden in der sich formierenden Bundesrepublik erlebten. Hierbei geht es ihm besonders „um den Mentalitätswandel, der ganz am Anfang unseres werdenden Staatswesens stand: aus Nationalsozialismus und Krieg heraus in eine unbekannte Welt hinein! Es soll versucht werden, die Veränderungen in der Erfahrungswelt der damals jüngsten Generation in ihren ersten, vielfach kaum beachteten Anfängen in Westdeutschland nachzuzeichnen und sie an einzelnen Stellen gewissermaßen in Zeitlupe zu betrachten“ (9). Der Autor schildert anschaulich auch seine eigenen Eindrücke während der Nachkriegszeit – durchaus reflektiert, aber nicht sozialwissenschaftlich „überfrachtet“. So gelingt es ihm, jene geistige Stimmung und materielle Lage der 1940er‑ und 1950er‑Jahre, die manch einem Leser nur aus trockenen Geschichtsstunden bekannt sind, lebendig werden zu lassen. In den Zeiten des Mangels, der Not und der Unsicherheit war es für Schörken und für viele andere seiner Generation insbesondere die Freude am und die Möglichkeit zum Lesen, die die Nachkriegszeit auch zu „Jahre[n] des Reichtums“ (125) werden ließen. Die Entwicklung Deutschlands zu einer etablierten Demokratie in Europa – das wird durch die Lektüre des Bandes besonders deutlich –, ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, sondern beruht auf glücklichen Umständen und einem sich langsam vollziehenden, aber tiefgreifenden Mentalitätswandel.