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Gérard Raulet

Republikanische Legitimität und politische Philosophie heute

Münster: Westfälisches Dampfboot 2012; 177 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-89691-920-5
Es ist sicherlich heute nicht en vogue, eine republikanische Theorie stark machen zu wollen. Die Gründe dafür sitzen tief und führen bis zum Problem einer politischen Theorie im Allgemeinen zurück, deren Selbstbild sich zwischen der Aufgabe in die Moralphilosophie und der Überwindung von normativen Essentialen (wie in der Prägung der Cultural Studies) auspendelt. Beide Spielarten wirken aber entpolitisierend auf die politische Philosophie zurück. Gérard Raulet verschreibt sich daher dem Ziel, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, was er durch konsequente Reflexion der Grundlagen Politischer Theorie und ihrer Aufgaben vorantreibt. Es ist das uralte Anliegen der „Bildung und Konsolidierung einer menschlichen Gemeinschaft“ (19), das gerade durch die Vorherrschaft des „metaphysische[n] Verblendungsdispositiv[s]“ (34) namens Neoliberalismus immer randständiger erscheint. Die Wiederbelebung der kritischen Potenziale von politischer Philosophie und die Rückbesinnung auf ihre produktive Dimension vollzieht er in Abarbeitung an den großen Denkern der Moderne, an Kant oder Rawls, an Lyotard, Honneth und immer wieder Habermas. Dabei stellt er sich gegen konsensuelle Programme von Verrechtlichung und Entpolitisierung ebenso wie gegen die postmoderne Verklärung von Macht und hält dem ein Insistieren auf den so bekannten wie dringlichen Fragen nach Gesellschaftlichkeit entgegen, um „das Spannungsverhältnis des Eigenen und des Anderen […] als einen dynamischen geschichtlichen Zusammenhang“ (71) aufzufassen. Der rote Faden in den versammelten Aufsätzen und Vorträgen Raulets bleibt also die Frage nach dem Umgang mit der Differenz, jenseits von gewaltsamer oder stiller Leugnung. Integration funktioniere so über den Widerstreit, Dissens oder die Infragestellung, die es teleologisch und nicht moralisch zu denken gebe. Sein starker Begriff der Republik soll eben diesem Anspruch gerecht werden, als ein Bezugspunkt zur gemeinsamen Sache, die ebenso wandelbar wie konfliktuell ist.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Gérard Raulet: Republikanische Legitimität und politische Philosophie heute Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9251-republikanische-legitimitaet-und-politische-philosophie-heute_43226, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43226 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken