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Helmut Willke

Ironie des Staates. Grundlinien einer Staatstheorie polyzentrischer Gesellschaft

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1996; 399 S.; 27,80 DM; ISBN 3-518-28821-0
Ist die Staatstheorie noch zu retten? Nach Noten Luhmannscher Partituren unternimmt der Bielefelder Soziologe Willke zumindest den Versuch. Nachdem das Ordnungsprinzip von Gesellschaft nur noch in polyzentrischen, dezentralen Arrangements autonomer Teilsysteme gesehen werden könne, müsse Hegels Gegenüberstellung von Staat und Gesellschaft in einer Gesellschaftstheorie des Staates aufgehoben werden, in der das politische System als eines der spezialisierten Funktionssysteme der Gesellschaft erscheint. Ihm gegenüber gewinnt der Staat als "Idee der Politik von sich selbst" neue Bedeutung. Da aber Politik nicht mehr im Zentrum enthierarchisierter moderner Demokratien steht, bleibt der Staatstheorie nur, dem Staat eine distanziert-ironische Rolle zuzuschreiben, die als "Idee des Supervisionsstaates" ausgeführt wird (335 ff.). "Supervision instruiert Praxis nicht als Korrektur, Ausbildung oder Belehrung, sondern in der 'Kunst'-Form eines Spielens mit virtualisierten Möglichkeiten der Intervention. Dieses künstliche oder spielerische Element ist zentral, weil Supervision ihren Sinn nur dann erfüllen kann, wenn sie gerade nicht eine Praxis durch eine andere ersetzt, sondern wenn sie die Kontingenz jeder Praxis gegenwärtig hält" (337). Das ist heute durchaus eine Idee der Politik von sich selbst!
Klaus Dicke (KD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Klaus Dicke, Rezension zu: Helmut Willke: Ironie des Staates. Frankfurt a. M.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/890-ironie-des-staates_782, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 782 Rezension drucken