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Barbara Wasner

Parlamentarische Entscheidungsfindung. Einblicke in das schwierige Geschäft der Mehrheitsbeschaffung

Passau: Wissenschaftsverlag Richard Rothe 1998; 335 S.; 68,- DM; ISBN 3-927575-74-7
Diss. Passau; Erstgutachter: A. Mintzel. - Christos verhüllter Reichstag gleich unter dem Buchtitel soll den Blick auf den parlamentarischen Betrieb symbolisieren, wie er sich nach Ansicht der Autorin gemeinhin darstellt: undurchsichtig und unübersichtlich. Wasners Anspruch ist es, einen Blick hinter die Kulissen des Bundestages zu bieten. Sie interessiert, nach welchen Regeln der parlamentarische Alltag bei der Gesetzgebung in der Praxis abläuft, und wie die informellen Machtstrukturen aussehen. Ihre Erkenntnisse beruhen auf empirischen Daten aus der Auswertung von Abgeordnetenmemoiren und einer Befragung unter Abgeordneten des Bayerischen Landtags. Interessante Ergebnisse fand sie u. a. zum Führungsstil von Vorsitzenden von Ausschüssen, Arbeitskreisen etc. In der "sachlichen Dimension" - Wasners Kategorienbildung ist hier etwas umständlich - beinhaltet Führung die leitende Funktion, die sich auch nutzen läßt, um das Klima in Gremien zu beeinflussen. Die "zeitliche Dimension" beschreibt die Kompetenz, den zeitlichen Rahmen zu bestimmen, z. B. den Zeitpunkt einer Abstimmung. Die "demokratische Dimension" schließlich beinhaltet die allen Teilnehmern gegenüber faire Leitung der Sitzung (132 ff.). Nach diesem Muster - Fragestellung, Ergebnisse aus Interviews und Memoiren, Kategorienbildung - durchkämmt Wasner eine erstaunliche Breite an Themenbereichen rund um Abgeordnete und Fraktionen. Sie liefert dabei meistens interessante Ergebnisse ab, die auch für Praktiker des parlamentarischen Betriebs von Interesse sind. Inhaltsübersicht: 2. Theoretische und analytisch-konzeptionelle Grundlegung der Untersuchung; 3. Datengrundlage; 4. Rahmenbedingungen der parlamentarischen Willensbildung; 5. Außenbezug; 6. Innenbezug; 7. Strukturbezug; 8. Informationsbeschaffung; 9. Informationsverarbeitung im Parlament; 10. Vernetzung der Entscheidungen der verschiedenen Willensbildungsgremien; 11. Einbindung der Nicht-Experten in den Willensbildungsprozeß; 12. Willensbildungseliten; 13. Kann der Willensbildungsprozeß durch Parlamentsreformen verbessert werden? 14. Willensbildungsnischen.
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.321 | 2.333 | 2.331 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Barbara Wasner: Parlamentarische Entscheidungsfindung. Passau: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6386-parlamentarische-entscheidungsfindung_8685, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8685 Rezension drucken