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Toralf Stark

Determinanten politischen Verhaltens. (Un)konventionelle Partizipation und verhaltensprägende Einstellungen

Essen: Universitätsbibliothek Duisburg-Essen 2015 (http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-39838/Stark_Toralf_Diss.pdf); 369 S.
Politikwiss. Diss. Genf; Begutachtung: S. Pickel, N. Dose. – Seit den 1960er‑Jahren hat eine „‚partizipative[.] Revolution‘“ (2) stattgefunden. Toralf Stark bezieht sich mit diesem Begriff auf einen Wendepunkt in der Partizipationskultur: Das Spektrum der Arten und Wege von Partizipation im Sinne von Einflussnahme auf politische Willensbildungs‑ und Entscheidungsprozesse differenziere sich immer weiter aus. In einer Langzeitstudie leuchtet der Autor dieses Spektrum detailliert aus. Er untersucht eine breite Auswahl konventioneller und unkonventioneller Partizipationstypen. Ihre Entwicklung analysiert er anhand von sieben Ländern über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten. Abschließend unternimmt er eine „umfassende inferenzstatistische Analyse potentieller Determinanten, die eine Nutzungswahrscheinlichkeit bestimmter Partizipationsformen befördern oder mindern können“ (3). Starks Typologie partizipierender Menschen reicht von „nicht‑partizipierend“ über „themenspezifisch‑partizipierend (Wahlen/Petition)“ bis hin zu „Protestler/Radikal“ (182). Für den Untersuchungszeitraum von 1976 bis 2008 stellt der Autor etwa für Deutschland fest, dass sich parteiorientiertes Engagement deutlich verringert, die Wahlbeteiligung nicht generell abgenommen habe und es häufiger zu illegal‑unkonventioneller Partizipation gekommen sei. Mit Blick auf die Einflussfaktoren erläutert Stark, dass sozioökonomische Faktoren zunehmend weniger zur Erklärung herangezogen werden könnten. Bedeutsamer dagegen seien individuelle politische Interessen und postmaterialistische Wertepräferenzen geworden. Illegale Protestformen würden vor allem von Menschen ausgeübt, die angeben, wenig politisch interessiert zu sein und „tatsächlich nur Krawall suchen“ (272). Menschen, die der Meinung sind, dass ihre Interessen im Parlament berücksichtigt werden, seien dagegen bevorzugt wählen gegangen. Insgesamt, so resümiert der Autor, erweist sich politisches Interesse kombiniert mit Bildungsgrad und Alter als „ein länderübergreifendes kongruentes Muster zur Erklärung“ (347). Stark warnt abschließend vor einer Gefährdung des sozialen Gleichgewichts, da die „übermäßige Mobilisierung der ressourcenstarken Bevölkerungsschichten […] zu einer verstärkten Berücksichtigung von nicht‑repräsentativen politischen Interessen führen“ (348) könne.
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Rubrizierung: 2.222.3312.612.642.42.24 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Toralf Stark: Determinanten politischen Verhaltens. Essen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39765-determinanten-politischen-verhaltens_48327, veröffentlicht am 16.06.2016. Buch-Nr.: 48327 Rezension drucken