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Inga Wagner

Der Fall Nikolaus Brender. Eine Rekonstruktion unter Aspekten informeller politischer Kommunikation

Düsseldorf: Universitäts- und Landesbibliothek der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2015 (http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-38210/PDF%20A%20zur%20Ver%C3%B6ffentlichung%20Dissertation_Der%20Fall%20Nikolaus%20Brender_Inga%20Wagner.pdf); 238 S.
Diss. Düsseldorf; Begutachtung: U. von Alemann. – Wenn die Politik in der Vergangenheit versucht hat, Einfluss auf die Medien zu nehmen, sei es auf inhaltlicher oder personeller Ebene, hat dies meist zu einem großen öffentlichen Echo geführt – so auch im Fall Nikolaus Brender. Der Vertrag des ZDF‑Chefredakteurs war 2010 nicht verlängert worden, nachdem die meisten der mehrheitlich vertretenen Unionszugehörigen im ZDF‑Verwaltungsrat dagegen gestimmt hatten. Inga Wagner legt nun eine erste Fallrekonstruktion vor. Im Fokus stehen dabei die informellen, für die Öffentlichkeit nicht sichtbaren Kommunikationsprozesse, die sich auf den Entscheidungsprozess ausgewirkt haben. Denn nur, so die Autorin, wenn neben den formalen und öffentlichen auch die informellen Kommunikationsprozesse betrachtet würden, lasse sich nachvollziehen, wie es zur Verweigerung der Vertragsverlängerung gekommen sei. Zur Analyse der informellen politischen Kommunikation zieht sie das Konzept von Christiane Lesmeister heran und passt es an ihre Studie an. Entsprechend wird die Analyse anhand von vier Dimensionen strukturiert: Die Formen der informellen Kommunikation, ihre Einflussmöglichkeiten auf die Entscheidungsfindung und ihre Relevanz (1), die Normen in der informellen Kommunikation und die Spielregeln, Traditionen und Konventionen (2), Voraussetzungen, Erwartungen, Ziele und Strategien (3) sowie Selbst‑ und Fremdbild über die Rollen in diesem Fall (4). Jede einzelne Dimension wird von der Autorin detailliert und umfassend rekonstruiert, sofern es die herangezogenen Quellen zulassen. Die Arbeit basiert auf Experteninterviews mit Vertretern aus Politik und Medien sowie einer Analyse der Medienberichterstattung, die Aufschluss über den Ablauf gibt. Sie zeigt: „Die systematische Analyse des Falls Brender […] bringt Ergebnisse hervor, die der Öffentlichkeit aus der umfangreichen Berichterstattung nicht bekannt waren.“ (209) Dazu gehört beispielsweise, dass für einige Räte Brenders Bekenntnis zum offenen Journalismus ein Kriterium dafür war, sich gegen eine Vertragsverlängerung zu positionieren. Auch zeigt sich, dass das Motiv der unionsnahen Räte für die Aufnahme einer informellen Kommunikation in ihrem persönlichen Problem mit Brender begründet war.
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Rubrizierung: 2.3332.331 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Inga Wagner: Der Fall Nikolaus Brender. Düsseldorf: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39665-der-fall-nikolaus-brender_48326, veröffentlicht am 04.05.2016. Buch-Nr.: 48326 Rezension drucken