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Moritz Vormbaum

Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik

Tübingen: Mohr Siebeck 2015 (Jus Poenale 6); XIX, 738 S.; Ln., 134,- €; ISBN 978-3-16-153778-3
Habilitationsschrift HU Berlin; Begutachtung: G. Werle, M. Heger. – Die Deutsche Demokratische Republik ist 25 Jahre nach der Wiedervereinigung nahezu spurlos verschwunden. Das ändert aber nichts daran, dass sie immer noch präsent ist. Das Bild wird geprägt durch die Arbeit des Bundesbeauftragten für die Stasi‑Unterlagen, das Engagement der Opferverbände und die wissenschaftliche Aufarbeitung. Von einer umfassenden gesellschaftlichen Aufarbeitung des knapp 40 Jahre währenden Arbeiter‑ und Bauernstaates kann dagegen kaum die Rede sein. Moritz Vormbaum, zurzeit Privatdozent an der Humboldt‑Universität zu Berlin, leistet gerade deshalb mit seiner Habilitationsschrift gleich in mehrfacher Hinsicht, weil für mehrere Disziplinen fruchtbare, Grundlagenarbeit. Wer die DDR auf ihre Existenz als Unrechtsstaat reduziert, verschließt die Augen vor einem Justizapparat, der seine Legalität und Legitimität aus einer spezifischen Staatsideologie bezog. Daher kann es Vormbaum nicht dabei belassen, die Strukturen und Institutionen nachzuzeichnen, wenn er die Sanktionsmechanismen herausarbeiten will, mit denen die Justiz ihren sehr spezifischen Beitrag zum Bestand der DDR zu leisten wusste. Sein Ansatz knüpft an das Prinzip des Rechtsstaates an, denn erst das Recht und seine vielfältigen Verflechtungen erwecken den Gesellschaftsvertrag bekanntlich zum Leben, verleihen dem Staatswesen Beständigkeit und stiften durch die zum Tragen kommende Werteordnung Identität. Umso spannender sind die Ausführungen zur historischen Entwicklung des DDR‑Strafrechts, das sich spiegelbildlich zur DDR inhaltlich festigt und dabei von Vormbaum akribisch nachgezeichnet wird. Hier wird auch die Besonderheit der Materie deutlich, muss doch zwischen den (politischen) Verbrechen gegen die DDR und den vergleichsweise zivilen Deliktformen differenziert werden. Vormbaum arbeitet all diese Verästelungen souverän auf und zeigt dabei die Reichweite eines Staates, der das Recht nicht nur als Schutz‑, sondern eben auch als ideologisiertes Kontrollinstrument versteht und im Sinne des reinen Machterhalts ausbaut.
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Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Moritz Vormbaum: Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik Tübingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39407-das-strafrecht-der-deutschen-demokratischen-republik_47737, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47737 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken