Skip to main content
Franz Magnis-Suseno SJ

Garuda im Aufwind. Das moderne Indonesien

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2015; 172 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-8012-0464-8
Indonesien ist für Franz Magnis‑Suseno der gelebte Beweis dafür, dass Demokratie und Islam miteinander vereinbar sind. Welche Faktoren dafür eine zentrale Rolle spielen, erklärt er in diesem auch für ein breiteres Lesepublikum geeigneten Buch, das von seinen persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen getragen ist. Dabei verschränkt er Vergangenheit und Gegenwart und unübersehbar ist, dass Geruda – das Fabelwesen und Wappentier Indonesiens – in den vergangenen Jahrzehnten einige Federn hat lassen müssen, gerupft wurde von Diktatur, politisch wie religiös motivierten Gewaltexzessen und dem Krieg in Osttimor. Magnis‑Suseno, der vor Jahrzehnten als jesuitischer Missionar nach Indonesien zog und dort schließlich Professor für Philosophie wurde, ist trotz dieser Rückschläge ein Optimist geblieben und verweist auf die jüngeren Fortschritte bei der Festigung der Demokratie. Dass eine zunehmend islamisch geprägte Gesellschaft diese mitträgt, liegt seiner Ansicht weniger an der javanisch geprägten Kultur des Landes, die auf Harmonie bedacht ist, sondern vor allem an der gelungenen Einbettung des Islam in die Nation – die Nation ist als identitätsstiftendes Merkmal wichtiger als die Religion. Wesentlich ist dabei, dass eine Zivilgesellschaft als solche vorhanden und engagiert ist. Magnis‑Suseno kommt aber nicht umhin, auch die Schattenseite der fortschreitenden Demokratisierung aufzuzeigen: Dem radikalen Islam wurden neue Möglichkeiten in der Öffentlichkeit und bei den Wahlen eröffnet, der Mainstream‑Islam, wie er ihn bezeichnet, sieht sich daher zunehmend von (wahhabitisch geprägten) Extremisten bedroht. „In Indonesien ist ein veritabler Kampf um die Seele des Islam entbrannt“ (149). Die weitere demokratische Entwicklung sieht er allerdings eher durch andere Probleme gefährdet: Die Regierung muss die Wirtschaft entwickeln und die Armut lindern, außerdem die Menschen dazu bewegen, überhaupt Steuern zu zahlen, die Korruption eindämmen sowie das Militär von der Macht fernhalten. Die größte Gefahr droht dem Land nicht vom Islam, stellt Magnis‑Suseno schließlich nüchtern fest, sondern – sollte sie ihren Aufgaben nicht nachkommen – von der politischen Klasse.
{NW}
Rubrizierung: 2.682.222.212.232.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Franz Magnis-Suseno SJ: Garuda im Aufwind. Bonn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39369-garuda-im-aufwind_47585, veröffentlicht am 11.02.2016. Buch-Nr.: 47585 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken