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Eugénia Conceição-Heldt / Martin Koch / Andrea Liese (Hrsg.)

Internationale Organisationen. Autonomie, Politisierung, interorganisationale Beziehungen und Wandel

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Politische Vierteljahresschrift Sonderheft 49); 510 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-8487-0484-2
Internationale Organisationen sind mittlerweile „Akteure der Weltpolitik“ (5) und nicht nur Foren zwischenstaatlicher Koordination. Die Konsequenzen, etwa der gestiegene Legitimationsbedarf oder die zunehmende Politisierung, sind Gegenstand dieses Sonderhefts der Politischen Vierteljahresschrift. Ziel des Bands ist dabei ein ganzheitlicher Blick, der die häufig „kompartmentalisierte“ (11) Forschung entlang rationalistischer, konstruktivistischer oder verwaltungswissenschaftlicher Ansätze aufbrechen soll. Hierfür werden vier Entwicklungen internationaler Organisationen thematisiert: Erstens wird die zunehmende Autonomie diskutiert, die entscheidend zu einem erweiterten Handlungsspielraum beiträgt. Per Olof Busch zeigt, dass etwa internationale Verwaltungsstäbe Autonomie gewinnen können, wenn sie Krisensituationen rechtzeitig erkennen und geschickt nutzen. Zweitens fokussiert der Band die Politisierung von Entscheidungen und den gestiegenen Bedarf erfolgreicher Legitimationsstrategien. Hierfür ist der Umgang mit Legitimitätsdefiziten und die Kommunikation mit einem diversifizierten Adressatenkreis zentral bedeutsam, wie die Beiträge von Matthias Ecker‑Erhardt und Klaus Dingwerth et al. betonen. Drittens wird die Bedeutung interorganisationaler Beziehungen für die Herausbildung globaler Ordnung diskutiert. So argumentiert etwa Anna Holzscheiter, dass die Bezugnahme auf Metagovernance‑Normen das Feld der globalen Gesundheitspolitik strukturiert, während Benjamin Faude dies vor allem durch die funktionale Arbeitsteilung thematisch überlappender Organisationen (WTO, WIP und WHO) begründet. Viertens thematisieren die Autorinnen und Autoren auch den Wandel internationaler Organisationen und dessen Folgen, etwa hinsichtlich der Vertiefung organisationaler Fragmentierungsprozesse (Tine Hanrieder) oder der vielfältigen Pfade zur Herausbildung menschenrechtlicher Schutzverfahren (Monika Heupel /Gisela Hirschmann /Michael Zürn). Dank seines theoretischen Pluralismus zeigt der Band die empirische Vielfalt und die Komplexitäten des Wandels internationaler Organisationen aus unterschiedlichen Perspektiven. Internationale Organisationen, so das Fazit des Herausgeberteams, sind „eigenständige Entitäten in ihrer Umwelt“ (479), deren Wirkungsmächtigkeit unbestreitbar ist, auch wenn es hierfür weder Automatismen noch Erfolgsgarantien gibt.
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Rubrizierung: 4.3 Empfohlene Zitierweise: Holger Niemann, Rezension zu: Eugénia Conceição-Heldt / Martin Koch / Andrea Liese (Hrsg.): Internationale Organisationen. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38955-internationale-organisationen_47293, veröffentlicht am 08.10.2015. Buch-Nr.: 47293 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken