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Mona Singer (Hrsg.)

Technik & Politik. Technikphilosophie von Benjamin und Deleuze bis Latour und Haraway

Wien: Löcker Verlag 2015; 231 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-85409-721-1
Die an der Universität Wien lehrende Wissenschaftsphilosophin Mona Singer gibt in ihrer Einleitung die Aufgabenstellung für die neun weiteren Beiträge vor: Es gilt, die Technikphilosophie als eine gegenwärtige und zukunftsorientierte Aufgabe wahrzunehmen, da die Herausforderungen von Technik gegenwärtig sind, sei dies durch die moderne Biotechnologie oder die Möglichkeiten der Kommunikation. Sie weist dabei auf veränderte wissenschaftliche Wahrnehmungsweisen durch Technik hin. Es reiche daher nicht, „so zu philosophieren, als ob Technik ein Gegenstand bzw. ein Objekt wäre, oder ein Zusatz in der sozialen Welt, dem man sich unter anderem philosophisch zuwendet […]. Das Handeln ist technisch vermittelt, es ist geprägt durch jeweilige technische Möglichkeiten – und findet immer auch unter spezifischen gesellschaftlichen, ökonomischen wie auch kulturell unterschiedlichen Bedingungen statt.“ (8) Singer lehnt sich dabei an die 1930 von Ernst Cassirer formulierte Beobachtung an, dass der wachsende Einfluss technischer Fragen auf die Philosophie wirke, die Herausforderung jedoch in ihrer Verbindung beziehungsweise in einer spezifischen Einrichtung des Teilgebietes der Technikphilosophie zu suchen sei. Die Autor_innen folgen dieser Operationalisierung, indem sie sich werk‑, begriffs‑ und autorenorientiert dem politischen Verstehen von Technik und technikorientierter Wissenschaft widmen. Der Sammelband ist somit nicht als Einführung zu lesen, sondern versteht sich in einem emanzipatorischen Sinne als Beitrag zur aktuellen Forschung. So entlehnt Wolfgang Deutsch den Begriff des „technologischen Schlafwandlertums“ bei Langdon Winner, der einerseits an die alltägliche menschliche Beziehung zu Technik erinnern soll, andererseits aber auch den Verlust an menschlichen Handlungsspielräumen durch ihre Nutzung anzeigen will. Unter anderem mit Walter Benjamin, Bruno Latour, aber auch Jean‑Luc Nancy wird die „symbolisch‑expressive Qualität von Technik“ (Peter Wehling, 59) betont, die das menschliche Selbst verändere und infrage stelle. Sie scheint dabei immer auch als eine politische Aufgabe.
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Rubrizierung: 5.425.46 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Mona Singer (Hrsg.): Technik & Politik. Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38938-technik--politik_45545, veröffentlicht am 08.10.2015. Buch-Nr.: 45545 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken