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Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.)

Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (global local Islam); 463 S.; kart., 27,99 €; ISBN 978-3-8376-2711-4
Gegen die größtenteils hitzigen öffentlichen Debatten über den Salafismus in Deutschland wollen die Autorinnen und Autoren des Sammelbands bewusst sachlich angehen; „unaufgeregt“ und „mit verlässlichen Informationen“ (10) liefern sie in 30 Beiträgen einen umfassenden interdisziplinären Einblick. Verschiedene Aspekte werden diskutiert, die nicht nur für politikwissenschaftlich Interessierte von Relevanz sein dürften. Vornehmlich beziehen sie sich in ihren Analysen auf den US‑amerikanischen Politologen Quintan Wiktorowicz und seine Einteilung in drei Hauptströmungen: den puristischen, den politischen und den dschihadistischen Salafismus. Wie bereits die Terminologie verdeutlicht, finden sich gewaltbereite Salafisten in der letztgenannten Gruppe, wenn auch allen Vertretern „eine bestimmte Radikalität, sowohl hinsichtlich ihrer Glaubensvorstellungen als auch hinsichtlich der Abgrenzung zu Menschen mit anderen Auffassungen“ (14), gemeinsam ist, so Thorsten Gerald Schneiders. Am häufigsten seien allerdings ideologische Mischformen dieser Idealtypen anzutreffen, für Deutschland sprechen Marwan Abou Taam und Aladdin Sarhan gar von einem „gallertartige[n] Gebilde“ (390). Beide Autoren arbeiten für das Landeskriminalamt Rheinland‑Pfalz und erklären, warum der Salafismus für die deutschen Sicherheitsbehörden eine besondere Herausforderung darstellt: Unter anderem erkennen die Anhänger des Salafismus keine Gesetzgebung außerhalb der göttlichen Wahrheit an, womit „das politische Projekt der Salafisten zutiefst demokratiefeindlich und mit den freiheitlichen Werten unvereinbar“ (388) ist. Mit Zahlen und Fakten belegen die Autoren eine Zunahme militanter salafistischer Propaganda in Deutschland und plädieren für ein sensibles Vorgehen der Sicherheitsbehörden. Besonders für Präventionsmaßnahmen zum Zweck der Deradikalisierung sollten sie sich mit wissenschaftlichen und muslimischen Akteuren vernetzen. Respekt, Toleranz und Demokratieverständnis entstehen nicht durch „eine Direktive des Politischen, vielmehr müssen zivilgesellschaftlich orientierte Kräfte den politischen Diskurs mitbestimmen, um verändernde Kräfte in der Gesellschaft entwickeln zu können“ (400).
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Rubrizierung: 2.37 | 2.35 | 2.331 | 2.325 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Salafismus in Deutschland. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38486-salafismus-in-deutschland_46489, veröffentlicht am 04.06.2015. Buch-Nr.: 46489 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken