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Jane H. Bayes (Hrsg.)

Gender and Politics. The State of the Discipline

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2012 (The World of Political Science – The development of the discipline); 237 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-86649-104-5
Einführungsbücher haben stets die schwierigen Fragen zu beantworten, wie das darzustellende Feld abzugrenzen und welcher Mehrwert aus einer (weiteren) Einführung zu ziehen ist. In diesem Sammelband wird versucht, eine räumlich‑ideengeschichtliche Unterscheidung in das Feld der politikwissenschaftlichen Geschlechterstudien einzuführen. Angenehm untypisch zu anderen Werken sind die Kapitel zwei bis vier daher den politikwissenschaftlichen Geschlechterstudien in verschiedenen Regionen (Lateinamerika, Afrika, Südasien) gewidmet. Die Autorinnen zeigen deren Entwicklung, Problemstellungen und Herausforderungen auf und versuchen, die westliche und eurozentrische Fokussierung solcher Einführungen zu umgehen. So betont Amanda Gouws für Afrika die starke Verschränkung der Gender Studies mit dem Entwicklungsdiskurs und die gleichzeitige Marginalisierung von Geschlechterperspektiven im politikwissenschaftlichen Main‑/Malestream. In starkem Kontrast dazu befasst sich Monique Leyenaar in ihrem Beitrag mit der politischen Repräsentation von Frauen in Europa. Dabei bezieht sie sich einerseits auf vielfältige Studien, die die festere Etablierung des Faches in Europa aufzeigen. Andererseits entwickelt sie ein Analyseraster, um die sehr unterschiedliche numerische Repräsentation von Frauen in europäischen Parlamenten anhand individueller und institutioneller Faktoren zu erklären. Während also in den ersten Kapiteln versucht wird, das konkrete Feld der Disziplin abzustecken und auf Herausforderungen wie Marginalisierung der akademischen Leistung im In‑ und Ausland, (post‑)koloniale Erfahrungen und instabile politische wie ökonomische Verhältnisse in zahlreichen Ländern hinweisen, problematisiert Leyenaar eben diese Kontextbedingungen, Wissens‑ und Machtungleichheiten in ihrer eigenen Forschung eher wenig. Elisabeth Prügl geht schließlich auf die Subdisziplin der feministischen internationalen Beziehungen ein und verweist auf die zunehmend etablierte Position dieser Richtung in den Internationalen Beziehungen. Anhand der Forschungen zu Sicherheitsfragen sowie zur politischen Ökonomie zeigt sie, dass die feministische Forschung wichtige Beiträge geleistet hat, um klassische Perspektiven auf kriegerische Konflikte und den homo oeconomicus durch die Geschlechterperspektive zu erweitern und die Forschung dafür zu sensibilisieren. Der Sammelband bietet daher einen erfrischend anderen Einblick in die politikwissenschaftliche Geschlechterforschung.
Stefan Wallaschek (WAL)
Doktorand, Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS).
Rubrizierung: 1.14.15.42 Empfohlene Zitierweise: Stefan Wallaschek, Rezension zu: Jane H. Bayes (Hrsg.): Gender and Politics. Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37819-gender-and-politics_43852, veröffentlicht am 27.11.2014. Buch-Nr.: 43852 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken