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Giacomo Corneo

Bessere Welt. Hat der Kapitalismus ausgedient? Eine Reise durch alternative Wirtschaftssysteme

Berlin: Goldegg 2014; 368 S.; hardc., 24,90 €; ISBN 978-3-902903-73-0
Das bestehende kapitalistische System weist unübersehbare Defizite auf: die Verschwendung von Ressourcen, Ungerechtigkeiten und die Entfremdung des Menschen von der Arbeit. Der Kapitalismus ist auch aus Sicht des Volkswirtschaftswissenschaftlers Giacomo Corneo kein perfektes System, jedoch stelle sich die Frage nach den Alternativen. Dafür begibt sich der Italiener, von einem fiktiven Streitgespräch mit seiner Tochter ausgehend, auf eine Reise durch die Geschichte und Ideenwelt der Wirtschaftsmodelle. In Platons Staatstheorie wie auch bei Thomas Morus‘ Utopia erkennt Corneo gute und richtige Gedankenansätze, jedoch würden aus ihnen entweder eine radikale Trennung von politischer und wirtschaftlicher Sphäre (Platon) folgen oder aber das vorgeschlagene Gesellschaftmodell funktioniere allenfalls unter weniger komplexen Verhältnissen (Morus). Ausführlich widmet sich Corneo dem Modell des Zentralplans, wobei eine Planwirtschaft deshalb für ihn kein attraktives Alternativmodell darstellt, weil dieses System aufgrund von Informationsdefiziten, hoher (Konsum‑)Komplexität und mangelnden Anreizen (der Produktion/Innovation) nicht funktioniere. Aus Corneos Sicht müsse daher der Markt beibehalten und mit nicht‑kapitalistischen Elementen verknüpft werden. Dazu diskutiert er zunächst zwei (populäre) Modelle, die das Prinzip des Privateigentums an den Produktionsmitteln nicht berühren: das bedingungslose Grundeinkommen und die Sozialerbschaft. Allerdings sei vor allem das Bürgergeld – gerade wenn kein neoliberales Modell zugrunde liege – schwer zu finanzieren, da die Steuereinnahmen („bei vorsichtiger Streichung von Sozialleistungen“, 305) mindestens verdoppelt werden müssten. Corneo schlägt am Ende seiner Ausführungen vor, markante Korrekturen am bestehenden System vorzunehmen. Er fordert mehr Transparenz und direkte Demokratie, höhere Ausgabenqualität und „eine internationale Koordination der Steuerpolitik“ (347). Im abschließenden Dialog mit seiner Tochter wird dieses Modell ergänzt durch Ideen, die eine staatliche Institution, die Investitionen im Sinne der Gesellschaft durchführt, und die Verstaatlichung eines (mehrheitlichen) Teils des Kapitals von einigen Großunternehmen und Banken vorsehen.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.222.25.45 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Giacomo Corneo: Bessere Welt. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37330-bessere-welt_45608, veröffentlicht am 24.07.2014. Buch-Nr.: 45608 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken