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Yuji Uesugi (Hrsg.)

Peacebuilding and Security Sector Governance in Asia

Wien/Berlin: Lit 2014; XV, 182 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-80169-2
Reformen des Sicherheitssektors sind seit den 1990er‑Jahren zum häufigen Bestandteil internationaler Friedensbemühungen in Postkonfliktstaaten geworden. In dem vom japanischen Friedens‑ und Konfliktforscher Yuji Uesugi herausgegebenen Sammelband wird der Versuch unternommen, die Bedeutung von Sicherheitssektorreformen (SSR) als strategischen Bestandteil von Peacebuilding‑Vorhaben zu untersuchen und dabei einen Dialog über den generellen Zusammenhang von Security Sector Governance (SSG) und Peacebuilding zu etablieren. Der Sammelband basiert auf zwei Forschungsworkshops, die durch das Hiroshima University Partnership Project for Peacebuilding and Capacity Development (HiPeC) sowie das Institute for Security and International Studies (Bangkok) organisiert und das Geneva Centre for the Democratic Control of Armed Forces (DCAF) finanziert wurden. Dieser Band und das ihm zugrundeliegende Forschungsprojekt können als Versuch verstanden werden, dem Problem der fehlenden Forschung im Bereich SSG durch einen Austausch der hierfür relevanten unterschiedlichen Fachrichtungen zu begegnen. Uesugi selbst liefert eingangs des Bandes unter anderem einen konzeptionellen Rahmen für SSR und eine Typologie von SSG im Peacebuilding‑Kontext. Letztere unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Kategorien von SSG‑Maßnahmen: Aufgaben, die einen politischen Wandel beziehungsweise eine Demokratisierung begleiten, und Maßnahmen, die Statebuilding in Post‑Konflikt‑Situationen betreffen. Die im Band untersuchten Fallbeispiele Indonesien, Philippinen und Thailand lassen sich ersterer Kategorie zuordnen. Die Fälle Nepal, Sri Lanka und Timor Leste gehören für Uesugi zu letzterer. Trotz der teilweise stark unterschiedlich gelagerten Fälle gelingt es dem Herausgeber, zwei zentrale Lektionen herauszuarbeiten, die den Reformbemühungen in den Sicherheitssektoren der analysierten Staaten gemein sind. Die erste Erkenntnis betrifft das Fehlen adäquater Mechanismen zur Einbindung, Entpolitisierung und Professionalisierung nichtstaatlicher Sicherheitsakteure durch SSR‑Programme. Die zweite Lektion zeigt dagegen vielmehr die Grenzen von SSR auf. Fälle wie Thailand und Nepal hätten laut Uesugi gezeigt, dass in Situationen, in denen sozio‑kulturelle Strukturen eines Staates zu Reformhindernissen werden, die technische Reform des Sicherheitssektors zur Förderung ihres grundlegenden Wandels nicht ausreiche. Dieser Aspekt führt schnell zu weiteren Fragen, die scheinbar zwangsläufig auch den Zusammenhang von Demokratisierung und Transformation des Sicherheitssektors betreffen. Für die hier im Fokus stehenden asiatischen Staaten ist das zwar hochinteressant, geht jedoch über den Rahmen des Projekts hinaus.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.682.212.2634.41 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Yuji Uesugi (Hrsg.): Peacebuilding and Security Sector Governance in Asia Wien/Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37328-peacebuilding-and-security-sector-governance-in-asia_45518, veröffentlicht am 24.07.2014. Buch-Nr.: 45518 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken