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Christoph Horn (Hrsg.)

Platon: Gesetze – Nomoi

Berlin: Akademie Verlag 2013 (Klassiker Auslegen 55); X, 270 S.; brosch., 24,95 €; ISBN 978-3-05-006022-4
Obwohl die „Nomoi“ von Platon stets im Schatten seiner „Politeia“ und der dort entworfenen Philosophenherrschaft stehen werden, lässt sich seit einigen Jahren ein zunehmendes Interesse an seinem späten und unvollendeten politischen Werk feststellen (vgl. neben dem umfangreichen Kommentar von Klaus Schöpsdau auch das Jahrbuch Politisches Denken 2008, Buch‑Nr.: 36119). Platon hatte in der „Politeia“ versichert, dass seine ideale expertokratische politische Ordnung praktisch möglich sei, jedoch mehr Gewicht auf deren normative Begründung denn auf ihre faktische Ausgestaltung jenseits von Erziehung, Kriegsdienst und rituellen Festen gelegt. In den „Gesetzen“ korrigiert er dieses Defizit nun, nur widerspricht er zugleich zentralen Grundannahmen, was zwangsläufig die alte Frage nach der Einheit des platonischen Werkes provoziert. Christoph Horn, Autor zahlreicher Schriften zu Platon, argumentiert vollkommen plausibel, dass dessen Spätwerk zwar zahlreiche Veränderungen aufweise, jedoch keineswegs die eigenen philosophischen Grundannahmen preisgebe. Die Unterschiede seien lediglich dem Umstand geschuldet, dass die „Nomoi“ einen konkreten Verfassungsentwurf vorlegen, sollte sich kein Philosophenherrscher finden. Für eine politikwissenschaftliche Deutung ist diese Verschiebung indes sehr relevant, weil sich damit zentrale Anforderungen an die Bewohner und die Ordnung des Gemeinwesens verschieben. Dies zeigen die Beiträge von Klaus Schöpsdau zur Mischverfassung, von Manuel Knoll zur Sozialordnung und politischen Partizipation sowie von André Laks über die „private matters“ (165), die allesamt den faktischen Abstand zur „Politeia“ konstatieren. Dennoch sollten, wie Matthias Perkams veranschaulicht, die „Nomoi“ nicht zu republikanisch gedeutet werden: Was der „Politeia“ die Philosophenherrscher sind, ist den „Nomoi“ die nächtliche Versammlung, in der sich erneut der Abglanz der Expertenherrschaft wiederfindet. Insgesamt liegt hier ein sehr nützlicher Kommentar zu einzelnen Aspekten der „Gesetze“ vor, lediglich ein Beitrag zu deren Rezeptionsgeschichte fehlt.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.31 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Christoph Horn (Hrsg.): Platon: Gesetze – Nomoi Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37048-platon-gesetze--nomoi_44849, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 44849 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken