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Frank-Lothar Kroll / Barbara Zehnpfennig (Hrsg.)

Ideologie und Verbrechen. Kommunismus und Nationalsozialismus im Vergleich

München: Wilhelm Fink Verlag 2014; 306 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-7705-5639-7
Wie die Herausgeber im Vorwort ausführen, sollen die Autoren des Sammelbands „bei der Analyse der beiden totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts die geistige Dimension stärker ins Spiel bringen, als dies üblicherweise geschieht“ (7). Die zwölf Aufsätze verteilen sich auf drei Kapitel. Der erste Abschnitt widmet sich der Basis des ideologischen Denkens in Kommunismus und Nationalsozialismus. So untersucht Hendrik Hansen den Marx‘schen Ideologiebegriff und resümiert, dass dieser selbst einen ideologischen Charakter aufweise, „insofern Marx das nicht‑ideologische Denken mit Wirklichkeitsbezug, zugespitzt formuliert, mit seinem eigenen Denken gleichsetzt“ (63). Barbara Zehnpfennig analysiert Hitlers Weltanschauung, die eine reaktive Grundtendenz kennzeichne: „Sie richtet sich gegen den Liberalismus, gegen den Marxismus als dessen Vollendung, gegen die Juden als beider Begründer und Profiteure.“ (82) Am Anfang des Hitler‘schen Denkens stehe eine „Totalverwerfung der Welt, wie sie ist“ (82), was die NS‑Weltanschauung mit ihrem marxistischen Antipoden gemein habe. Der zweite Abschnitt nimmt mit dem Zusammenhang von Ideologie und Verbrechen die im Buchtitel angesprochene Thematik auf. Lothar Fritze hält fest, dass die kommunistische Ideologie eine brauchbare gedankliche Basis zur Rechtfertigung von Zwang und Gewalt im sowjetischen Machtbereich geboten habe. Frank‑Lothar Kroll erörtert Rassismus und Antisemitismus in der NS‑Ideologie. Anders als der „bolschewistische Vernichtungsfuror“ (137), der im Stalinismus seine ideologische Basis verlassen und sich in Beliebigkeit verloren habe, habe die NS‑Gewaltpolitik trotz aller ausufernder Tendenzen „im Kern doch stets einen durch rassistische und antisemitische Zielvorgaben eingehegten Genozid exekutiert“ (137) und die Bindung an ideologische Prämissen aufrechterhalten. Erst der letzte Abschnitt unternimmt dann in fünf weiteren Beiträgen einen direkten Vergleich zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus. So beleuchtet Friedrich Pohlmann die Zusammenhänge zwischen beiden Ideologien. Als Kennzeichen der „enge[n] genetische[n] Beziehung“ (209) ermittelt er den Dogmatismus „zur Universalerklärung der Wirklichkeit“ (208). Beide Ideologien seien überdies jedoch nicht nur pseudo‑wissenschaftliche Deutungssysteme, sondern wesentlich auch Aktionsprogramme, die auf einem unüberbrückbaren Freund‑Feind‑Gegensatz aufbauten.
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 2.252.3122.3142.625.332.35 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Frank-Lothar Kroll / Barbara Zehnpfennig (Hrsg.): Ideologie und Verbrechen. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36891-ideologie-und-verbrechen_45248, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 45248 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken