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Norbert Frei / Annette Weinke (Hrsg.)

Toward a New Moral World Order? Menschenrechtspolitik und Völkerrecht seit 1945

Göttingen: Wallstein Verlag 2013 (Vorträge und Kolloquien 15); 294 S.; brosch., 18,- €; ISBN 978-3-8353-1305-7
„Die Historiker […haben] die Menschenrechte entdeckt“ (9). – Mit dieser Feststellung im Vorwort macht Norbert Frei die Aufgabe des Sammelbands deutlich: Jenseits einer ideengeschichtlichen Betrachtung müsse die Frage der Begrifflichkeit, Entstehung, Periodisierung und Instrumentalisierung der Menschenrechte neu gestellt werden. Dieser Aufforderung folgend streicht Annette Weinke in ihrem einleitenden Beitrag heraus, wie die Idee der Menschenrechte – nicht zuletzt auch aufgrund der Ambiguität des Konzepts – „als diskursive Ressource für eine Vielzahl beliebiger Botschaften und Projekte“ (37) verwendet und instrumentalisiert wurde. Vor diesem Hintergrund betont die Autorin das bis heute fortwährende Spannungsverhältnis zwischen der Ambiguität des Menschenrechtsbegriffs und der Notwendigkeit verbindlicher und klarer Menschenrechtsnormen. Marco Durani kommt in seiner Untersuchung des Verhältnisses französischer und britischer Konservativer zur Europäischen Menschenrechtskonvention zu dem Ergebnis, dass die EMRK als Reaktion auf die steigende Unterstützung für die Bewegungen der Kommunisten, Sozialisten und Arbeiter unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde. In diesem Prozess war demnach die Unterstützung der konservativen Parteien in Frankreich und Großbritannien für die Realisierung der EMRK maßgeblich. Durani belegt hier eine zu diesem Zweck erfolgte Umformulierung der Politik dieser Parteien in die Begrifflichkeiten des Menschenrechtsdiskurses. Rafael Biermann problematisiert in seinem Beitrag am Beispiel der Kosovo‑Intervention der NATO von 1999 die Entwicklung des Konzepts der humanitären Intervention nach dem Ende des Ost‑West‑Konflikts. Dabei analysiert er den hierin angelegten Konflikt zwischen Menschenrechts‑ und Völkerrechtsnormen etwa unter Hinweis auf das Gewalt‑ und Interventionsverbot der UN‑Charta. Für Biermann bildet die Intervention den „Kulminationspunkt eines normativen Wandels“ (229), der seinen Ursprung bereits in den 1960er‑Jahren genommen hat. Der Band resultiert aus einem Symposium, das in Jena im Juni 2012 stattfand.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.42 | 4.1 | 4.3 | 2.61 | 2.62 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Norbert Frei / Annette Weinke (Hrsg.): Toward a New Moral World Order? Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36669-toward-a-new-moral-world-order_44760, veröffentlicht am 30.01.2014. Buch-Nr.: 44760 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken