Die Rückkehr der Könige von Uganda. Politische Kultur und Moderne in Afrika
Diss. Köln; Begutachtung: H. Behrend. – Der Studie liegt eine zwölfmonatige Feldforschung in den Jahren 1999 und 2000 zugrunde, während der die Ethnologin Raphaela von Weichs sowohl in der dörflichen Gemeinschaft als auch im Zentrum des westugandischen Königtums Bunyoro‑Kitara gelebt und nach eigener Aussage auch die Lokalsprache Runyoro erlernt hat. Perspektivenreichtum sowie die Verknüpfung von historischen und Erneuerungsdiskursen sind prägend für ihre Arbeit und bilden zugleich den Kern ihres Forschungsinteresses. Die formale Wiedereinführung der ugandischen Königreiche 1993 durch Präsident Yoweri Kaguta Museveni markierte, erläutert die Autorin, nur einen von zahlreichen Übergängen im Beziehungsgeflecht von Tradition und Moderne. Jedoch war die von Museveni eingeleitete Renaissance der Königreiche an bestimmte Bedingungen geknüpft: So sollte ihr Handlungsspielraum auf den kulturellen Bereich beschränkt bleiben, politische Mitspracherechte billigte man ihnen nicht zu. Gleichwohl betrachteten die Königreiche die von Museveni eingeleiteten Retraditionalisierungsprozesse als Chance zur Revitalisierung ihres eigenen Herrschaftsanspruchs. Der daraus resultierende Interessenkonflikt zwischen dem ugandischen Staat und den einzelnen Königreichen mündete 2009 in ersten größeren Ausschreitungen in Buganda, nachdem der dortige König von Polizeikräften daran gehindert wurde, einen Stadtteil der Hauptstadt Kampala aufzusuchen, um die Aufwartungen seiner Untertanen entgegenzunehmen. Als Reaktion auf derartige Vorkommnisse hat Museveni – in monarchischer Manier – zuletzt immer wieder betont, dass die Wiederherstellung der Königreiche es ihm umgekehrt erlaube, sie höchstpersönlich auch wieder aufzulösen. Wie Raphaela von Weichs aufzeigt, lässt sich die Konkurrenz der nationalen und lokalen Machtdiskurse nicht nur zwischen den Königreichen und dem Staat, sondern auch innerhalb des Königreichs Bunyoro‑Kitara nachweisen, wo die Clanstrukturen eigene rituelle und materielle Machtansprüche begründeten. Die Studie liest sich nicht nur als vielschichtige Geschichte vom Entstehen und vom Wandel Bunyoro‑Kitaras, sondern auch als eine detaillierte, politische Analyse eines ugandischen Königtums im 21. Jahrhundert.