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Tino Heim

Metamorphosen des Kapitals. Kapitalistische Vergesellschaftung und Perspektiven einer kritischen Sozialwissenschaft nach Marx, Foucault und Bourdieu

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (Sozialtheorie); 670 S.; 44,80 €; ISBN 978-3-8376-2401-4
Soziolog. Diss. Dresden; Begutachtung: K.‑S. Rehberg, J. Spurk. – Tino Heim geht davon aus, „dass die Verknüpfung der Theorieansätze sowie der soziologischen und historischen Analysen von Marx, Foucault und Bourdieu ein produktiveres und differenzierteres Verständnis moderner (kapitalistischer) Gesellschaften ermöglicht, als zahlreiche soziologische ‚Gesellschaftsdiagnosen‘ der letzten Jahrzehnte“ (19). Damit tritt er sowohl Missverständnissen und Verkürzungen bei der Rekonstruktion dieser Klassiker als auch einer lediglich an der Oberfläche operierenden Sozialwissenschaft entgegen. In der umfangreichen Dissertation führt der Autor zunächst die Fragenstellungen und Wissenschaftsauffassungen von Marx, Foucault und Bourdieu zusammen und beschreibt deren Vorgehensweise als kritisch‑funktionale Analyse. Eine solche Analyse läuft darauf hinaus, gesellschaftliche Funktionszusammenhänge sichtbar zu machen und deren Bedingungen, Zwänge und Tendenzen zu benennen. Vor diesem Hintergrund werden Marx' Erkenntnisse über die grundsätzlichen Entwicklungslinien kapitalistischer Vergesellschaftung nachgezeichnet und aktualisiert. Heim wendet sich hierbei insbesondere gegen eine Perspektive, die in der Theorie von Karl Marx eine Reduktion von Gesellschaft auf ökonomische Verhältnisse sieht. Im Anschluss daran zeigt der Autor mit Foucault, dass kapitalistische Vergesellschaftung Disziplinierungen in Gang setzt und durch Disziplinierungen wiederum konkrete kapitalistische Ordnungen bedingt. In einem Dialog zwischen den Ansätzen von Bourdieu und Marx arbeitet Heim heraus, dass diese Entwicklung zu Verschiebungen im Machtverhältnis zwischen Gruppen und deren symbolischen Kämpfen führt. Die verdienstvolle Arbeit besticht durch eine umfangreiche Kenntnis der Literatur und gegenwärtiger Diskurse, auf die bündig Bezug genommen wird. Die klare Sprache, die auch vor scharfen Kommentaren nicht zurückschreckt, und die übersichtliche Struktur machen die Arbeit, trotz ihres Umfangs, zu einer lohnenswerten Lektüre. An die Politikwissenschaft richtet die Arbeit die Frage nach politischen Einflussmöglichkeiten verschiedener sozialer Gruppen angesichts der Metamorphosen des Kapitals.
Hendrik Claas Meyer (HCM)
M. A., Politikwissenschaftler und Soziologe, Universität Bayreuth.
Rubrizierung: 5.42 | 5.33 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Claas Meyer, Rezension zu: Tino Heim: Metamorphosen des Kapitals. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36179-metamorphosen-des-kapitals_44358, veröffentlicht am 12.09.2013. Buch-Nr.: 44358 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken