Diss. Jaume/Spanien; Begutachtung: C. Ródenas Calatayud, S. París Albert. – Frank Vollmer unternimmt in Anknüpfung an den von Amartya Sen entwickelten Capability Approach den Versuch, die vielgestaltigen Ausprägungen von Armut – ebenfalls mit Sen verstanden als Unfreiheit – in Mosambik einer detaillierten Evaluation zu unterziehen. Seine Studie gliedert sich in zwei große Teile: Auf eine breit angelegte Definition von Armut und ihren Auswirkungen sowie eine ausführliche Erläuterung des Capability Approaches (Teil 1) folgt die empirische Analyse des Falls Mosambik (Teil 2). In methodologischer wie theoretischer Hinsicht kommt Vollmer zu dem Ergebnis, dass Sens Herangehensweise in der Tat besser als andere Ansätze für die Analyse komplexer, multidimensionaler Armutsphänomene geeignet sei. Im Unterschied zu den anderen Ansätzen konzipiere Sen die Menschen als aktiv handelnde Agenten in ihrer ganzen Heterogenität, auch seien sie in der Lage, einen gesellschaftlichen Wandel hervorzubringen. Hinsichtlich der Einschätzung der Armutssituation in Mosambik zieht Vollmer den Schluss, dass die von offiziellen Stellen verkündete Armutsrate von 54 Prozent als weit zu gering anzusehen sei. Nach seiner eigenen Analyse, der ein multidimensionaler Armutsbegriff zugrunde liegt, sei eine Zahl von 98,1 Prozent der Bevölkerung den realen Verhältnissen weitaus angemessener. In der Summe bleibt mit Blick auf Vollmers detail‑ und materialreiche Studie der Eindruck, dass Armutsphänomene einerseits überaus komplex in ihrer Evaluation und andererseits noch wesentlich drängender sind, als das die öffentliche Auseinandersetzung anzeigt. Wenn, wie im Fall Mosambik, tatsächlich über 98 Prozent der dort lebenden Menschen unter Armut leiden, was sagt das – und hier bestünde in der Tat weiterer Diskussionsbedarf – etwa über die deutsche Politik zur Entwicklungshilfe und ‑zusammenarbeit aus?